Heiliger Patricius von Prusa, Bischof in Bithynien und Märtyrer, + 28.4.304 – Fest: 28. April

 

Ehedem waren in Bithynien drei, unter dem Namen Prusa bekannte, Städte. Die, die der heilige Patricius regierte, war sehr berühmt wegen ihrer warmen Bäder. Bei diesen Bädern hatte man einen Tempel erbaut, in dem man dem Äskulap Opfer darbrachte. Auch der Gesundheit, die die Römer unter ihre Gottheiten zählten, wurde da geopfert. (Auch in Rom stand ein Tempel, der der Gesundheit heilig war, wie uns Livius berichtet. Eventuell wurde hier der Göttin Carna geopfert. Wikipedia: Carna war eine der vielen „kleinen“ Göttinnen der römischen Mythologie. Sie war die Göttin des Herzens und der übrigen Organe sowie Schutzherrin der Gesundheit.)

 

Als Julius, Prokonsul in Bithynien, sich zu Prusa aufhielt, nahm er da die Bäder und brachte dem Äskulap und der Gesundheit ein Opfer dar. Nach beendeter Zeremonie war er frisch und gesund, was er denn seinen angeblichen Götzen zuschrieb. Er glaubte ihnen keine besseren Beweise seines Dankes geben zu können, als ihnen den heiligen Patricius zu opfern. Er setzte sich daher auf seinen Richterstuhl und ließ sich den heiligen Bischof vorführen. Als er ihn erblickte, sagte er ihm: „Du Leichtgläubiger, der du abgeschmackte Fabeln als Wahrheit annimmst und einen, ich weiß nicht welchen, Christus anbetest, musst du nicht die Macht unserer Götter und die Sorge, die sie für uns tragen, anerkennen, wenn du betrachtest, dass sie uns dieses heilsame Wasser geben? Ich verlange demnach, dass du dem Äskulap ein Opfer darbringst. Du hast alle Peinigungsarten zu erwarten, wenn du nicht Gehorsam leistest.“

 

Patricius: „Wie viele Gotteslästerungen in den wenigen Worten, die du eben ausgesprochen hast!“

 

Der Prokonsul: „Welche Gotteslästerungen wagst du mir vorzuwerfen? Habe ich etwas gesagt, das nicht öffentlich und allgemein bekannt wäre? Sieht man denn nicht die Heilungen, die täglich in diesen Bädern stattfinden?“

 

Patricius erwiderte, er stelle die Kraft dieser Bäder nicht in Abrede und leugne nicht, dass sie zur Gesundheit des Körpers beitragen, zeigte aber dem Prokonsul und allen, die zugegen waren, dass sie diese Kraft vom wahren Gott und seinem Sohn Jesus Christus erhalten hätten. Hierauf erklärte er ihre Hitze und Wallung aus Ursachen zweiter Ordnung.

 

„Du behauptest also,“ entgegnete der Prokonsul, „dass euer Christus diese Wasser gemacht und ihnen die Heilkraft mitgeteilt habe?“

 

Patricius: „Jawohl, dies behaupte ich.“

 

Der Prokonsul: „Wenn ich dich hineinwerfe, um dich für deine Verachtung der Götter zu bestrafen, bildest du dir nicht etwa ein, dass dein Christus, der nach deinem Wahn sie geschaffen hat, nicht zulassen wird, dass du darin zugrunde gehst?“

 

Patricius: „Ich verachte eure Götter nicht. Kann man wohl das, was nicht ist, verhöhnen? Jesus Christus aber kann mein Leben erhalten in Mitte dieser Wasser, wie er mir es durch dieselben Wasser auch nehmen kann. Alles, was mit mir geschehen soll, ist seinen Augen gewärtig. Kein Haar fällt von meinem Haupt, ohne seinen Willen, und ohne seinen Befehl: wisse, dass ewige Strafen und die Hölle allen jenen aufbewahrt sind, die, wie du, Götzenbilder anbeten.“

 

Diese letzteren Worte brachten den Prokonsul in heftigen Zorn. Auf der Stelle ließ er den heiligen Patricius entkleiden und ins kochende Wasser stürzen. Während diese Befehle vollzogen wurden, sagte der heilige Bischof: „Herr Jesus, komme zu Hilfe deinem Diener!“ In demselben Augenblick sprang das Wasser mit großer Heftigkeit aus den Behältern und verletzte die Soldaten. Bezüglich des Heiligen aber verlor es seine natürliche Hitze und wurde für ihn ein mildes und angenehmes Bad. Dadurch geriet der Prokonsul noch mehr in Zorn, er ließ ihn herausnehmen und enthaupten. Die Gläubigen, die bei der Hinrichtung zugegen waren, nahmen seinen Leichnam und begruben ihn ehrenvoll an der Hauptstraße.

 

Die griechischen und lateinischen Kalender nennen mit dem heiligen Patricius auch noch den heiligen Acacius, den heiligen Menander und den heiligen Polienus, alle drei waren Priester, die gleichfalls des Glaubens wegen enthauptet worden sind.