Heiliger Pazifikus, Franziskaner, + 24.9.1721 – Fest: 24. September

 

Pazifikus heißt zu Deutsch: „Der Friedfertige“ oder „Friedliebende“. Und in der Tat, der Heilige von San Severino, seinem Geburtsort in der Mark Ankona in Italien, oder auch „von Septempeda“ genannt, war dieses ehren- und verheißungsvollen Namens so würdig wie nur möglich. Er erblickte im Jahr 1653 das Licht der Welt als Sohn adeliger, frommer Eltern und machte sich schon als Kind ihre Gesinnung und ihren gottesfürchtigen Wandel zu eigen. Doch nur all zu früh wurden ihm die geliebten Eltern durch den Tod entrissen, nachdem sie vorher überdies durch mancherlei Missgeschick ihr ganzes Vermögen verloren hatten. So war jetzt für den Knaben eine harte und traurige Zeit gekommen. Er wurde bei einem geistlichen Onkel zur Erziehung untergebracht, ohne aber hier die Liebe und verständige Behandlung zu finden, die einem jungen Menschenkind so notwendig sind. Ja, die zwei Dienstmägde des Hauses machten ihm das Leben darin geradezu zur Qual. Denn er musste nicht nur die niedrigsten Arbeiten verrichten, sondern erntete dafür als Lohn nichts als Schimpf- und Spottreden von Seiten jener beiden Frauen, und wenn diese selbst irgendetwas angestellt hatten, schoben sie die Schuld auf den armen Knaben, der dann von dem Oheim regelmäßig gestraft wurde. Jeden anderen hätte ein solches Leben wohl zur Verzweiflung gebracht, nicht so aber unseren Heiligen. Er trug vielmehr alles mit heldenmütiger Demut und Geduld. Als er jedoch das siebzehnte Lebensjahr erreicht hatte, sagte er der lieblosen Welt leichten Herzens Lebewohl und trat in den ersten Orden des heiligen Franziskus ein, wobei er eben den Namen Pazifikus erhielt. In dem neuen Stand blieb er seinem bisherigen Tugendstreben nicht nur treu, sondern schwang sich bald auf eine sehr hohe Stufe der Heiligkeit empor. Einige Mitbrüder setzten jedoch in letztere Zweifel. Das beantwortete der Heilige damit, dass er bedeutungsvoll sagte: „So ist es gut, ihr beurteilt mich, wie ich es verdiene!“ Er verbarg auch seine Tugenden so weit als möglich. Aus Abtötung ließ er selbst bei der größten Kälte Tür und Fenster offen, gab jedoch als Grund an, er würde sonst vielleicht die Chorglocke nicht läuten hören. Auch ein großer Freund der Einsamkeit war der Heilige. Desgleichen liebte und behütete er die Tugend der Keuschheit mit solcher Ängstlichkeit, dass er nicht einmal in den Tagen der Krankheit irgendeinen entblößten Teil seines Körpers von fremder Hand berühren ließ. Nach dem Willen der Ordensobern hatte der heilige Pazifikus studieren und Priester werden müssen. Da erhob er sich bei der Feier der Heiligen Messe zu solch glühender Andacht, dass er oft verzückt und von himmlischem Licht umstrahlt wurde. Aber auch die Pflichten eines Predigers und Beichtvaters erfüllte er mit dem hingebendsten Seeleneifer. Als er in der Folgezeit mit den Ämtern eines Magisters (Erziehers der Novizen) und Guardians betraut worden war, ließ er sich davon bald entheben, weil er sich für unwürdig hielt, anderen zu befehlen. Die Tugend, die den heiligen Franziskus so sehr auszeichnete, nämlich die heilige Armut, liebte und übte auch Pazifikus in möglichst vollkommener Weise und warnte daher in seinen Predigten auch die Weltleute vor der Habsucht und Verschwendung. Trotzdem aber sah man ihn niemals in einem schmutzigen oder zerrissenen Gewand erscheinen. Ganz mit Recht! Denn Unordnung und Unreinlichkeit gehören nicht zur christlichen Tugend der Armut. Seinen Mitmenschen stand der Heilige jederzeit mit Rat und Tat so liebevoll bei, dass man ihn die „Zuflucht der Betrübten“ nannte. Und trotz solcher Seelenreinheit und Heiligkeit ging er täglich zur heiligen Beichte, hauptsächlich, um möglichst fleckenlos und gottgefällig das heilige Messopfer feiern zu können. Dafür erzeigte sich ihm aber auch der Herr ausnehmend huld- und gnadenreich, so dass Pazifikus sich der Wunder- und Prophetengabe erfreute. Als z.B. einst das Flüsschen Menocchia stark angeschwollen war und der Heilige es überschreiten sollte, wichen die Wellen rechts und links auseinander wie einst das Rote Meer beim Durchzug der Israeliten. Trockenen Fußes ging er hindurch. Seine Geduld wurde zuletzt durch Taubheit und Erblindung sowie noch durch mancherlei andere körperliche Schwächen und Leiden auf die Probe gestellt; sie erwies sich aber in jeder Hinsicht als probehaltig.

 

Der heilige Pazifikus starb seligen Todes am 24. September 1721 zu Forano, nachdem er vorher dem lieben Gott nochmals aufs rührendste für alle empfangenen Wohltaten gedankt hatte.

 

An seinem Grab geschahen so viele Wunder, dass ihn Papst Pius VI. unter die Zahl der Seligen versetzt, Gregor XVI. aber ihn im Jahr 1839 heiliggesprochen hat.

 

Merken wir uns die Tugend, die uns der heilige Pazifikus noch im Sterben lehrt: Die Dankbarkeit Gott gegenüber. Sie ist ebenso notwendig als schön und edel. Ist denn nicht Gott der Herr unser erster und größter Wohltäter? Verdanken wir ihm nicht alles, was wir sind und haben? Hat er uns nicht erschaffen und bis heute liebevoll erhalten? Uns nicht erlöst und mit Gnaden überhäuft? Darum die Mahnung des Apostels: „Singet Gott mit Dankbarkeit in euren Herzen!“ (Kolosser 3,16) und die Aufforderung der Kirche in jeder Präfation der Heiligen Messe: „Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott, denn das ist würdig und recht!“