Diener Gottes Peter Olivaint aus der Gesellschaft Jesu, Märtyrer, + 26.5.1871 - Gedenktag: 26. Mai

       

Peter Olivaint (spr. Oliwän) wurde 1816 von einer Offiziersfamilie geboren. Der Geist im Haus war wenig religiös. Das falsche Licht, unter dem freigeistig geleitete höhere Schulen Christentum und Kirche darstellten, entfremdete Olivaint der von Gott geoffenbarten Religion. Eines aber hielt dank der Vorsehung Gottes sein allem Niedrigen abholder Geist bei: die Überzeugung von einem persönlichen Gott und der Unsterblichkeit der Seele, eines sein von der Mutterliebe wachsam behütetes edles Herz: die Tugend unbefleckter Reinheit.

 

Gewisse Studien, die er auf der Universität betrieb – er bildete sich zum Geschichtsprofessor aus – lehrten ihn die segensreichen Wirkungen des Christentums auf die Hebung der Ideen und Sitten er Welt kennen. Jedoch erst in den damals in Paris so allgemein bewunderten Predigten des Paters Lacordaire und des Paters Ravignan, von denen der erstere später Dominikaner wurde, der letztere Jesuit war, fand der junge Mann, was er lange gesucht hatte: die ganze, das Herz befriedigende, göttlich-geoffenbarte Wahrheit. Aus eigener Erfahrung lernte er auch, dass demütiges Gebet der Weg zur vollen Erkenntnis der Wahrheit und zum Glück sei. Beides fand er nach einer demütigen Beicht, die er im Februar 1832 bei Ravignan ablegte.

 

Mit Eifer begann er nun das neue Leben. Den Widerspruch und den Spott seiner ungläubigen Umgebung besiegte er durch Zuvorkommenheit und Opferwilligkeit. Nicht zufrieden damit, selbst Gott gefunden zu haben, suchte er auch andere dem Glauben entgegenzuführen. Es gelang ihm manche seiner Freunde, ja selbst Lehrer zu gewinnen. Auch noch eine andere herrliche Frucht zeitigte sein Glaubenseifer. Im Jahr 1832 wurde in Paris von einigen edlen katholischen Studenten, unter denen der Name Ozanam weltbekannt ist, die sogenannten Konferenzen vom heiligen Vinzenz von Paul gegründet, deren Aufgabe war, die Armen zu unterstützen. Der opferwillige Peter Olivaint ward sofort von diesem echt katholischen Werk angezogen und wurde der eifrigste Mitarbeiter. Im Speisesaal seiner Schule sammelte er die Überreste des Mahles und sparte sich sogar das Brot vom Munde ab, um damit den Armen zu helfen.

 

Mit 25 Jahren hatte Peter seine Studien vollendet und wurde zuerst in Grenoble, dann in Paris als Professor der Geschichte angestellt.

 

Im Frühjahr 1845 trat er in das Noviziat der Gesellschaft Jesu ein, nach dessen Vollendung er die heiligen Gelübde ablegte. 1850 wurde er zum Priester geweiht. Das Ordensleben, dessen Opfergeist er mit der ganzen Entschiedenheit seiner Seele umfasste, war für ihn die unblutige Vorbereitung auf das blutige Martyrium. Obwohl Ordensmann, vergaß er doch die nicht, die ihm in der Welt nahestanden. Seine Briefe aus dieser Zeit atmen neben feuriger Begeisterung für seinen Beruf und glühendem Seeleneifer eine treue Hingabe für seine Mutter und seine Freunde.

 

Von 1852 bis 1865 war Olivaint nacheinander Lehrer, Studienleiter und Rektor im Kolleg der Gesellschaft Jesu von Vaugirard in Paris. Mit seltenem Geschick widmete er sich der Aufgabe, aus den ihm anvertrauten Knaben tüchtige, glaubensstarke Männer zu machen. Aber Pater Olivaint wusste sehr wohl, dass das Haupterziehungsmittel das eigene, gute Beispiel ist. Wenn man sein Tagebuch der Geistesübungen liest, möchte man auf den Gedanken kommen, er sei als Rektor ausschließlich mit seiner eigenen Heiligung beschäftigt gewesen. Alles was er sprach und was er tat, war vom Glaubensgeist verklärt. Unerschöpflich war die Geduld, mit der er das Mühsame seines Amtes, seine schwache Gesundheit und seinen chronischen Rheumatismus ertrug. Tief war seine Demut, mit der er sich selbst vergaß, grausam die Abtötung, mit der er seinen Leib verfolgte.

 

Im Jahr 1865 wurde der Rektor von Vaugirard zum Obern der Niederlassung der Jesuiten in der Straße Sèvres bestimmt. Mit der Hingabe eines Heiligen lebte er den Pflichten eines Amtes als Oberer, der fast täglichen Predigt des Wortes Gottes, der Leitung der Seelen.

 

1871 entstand in Paris infolge der Niederlage Frankreichs der Aufstand der sogenannten Kommune, deren Hass sich besonders gegen die Kirche und die Orden richtete. Das zeigte sich offenkundig in der Eigenschaft der Geiseln, die sie gegen die Regierung von Versailles aushob, waren es doch in unverhältnismäßig großer Anzahl Priester, unter ihnen der Erzbischof von Paris. Der Hass gegen die Kirche brach auch hervor in dem Wutgeheul, das die Opfer auf ihren Todesgängen begleitete: „Nieder mit den Pfaffen!“

 

Auch Pater Olivaint wurde mit vier anderen Priestern der Gesellschaft Jesu gefangen gesetzt. Und warum? Am Jahrestag der Ermordung des Pater Olivaint und seiner Gefährten bezeugte der Prediger: „Es sei die Anschauung der hervorragendsten Männer, dass diese fünf Patres verfolgt und hingeschlachtet worden seien aus Hass gegen den Namen Jesus, den sie mit so großem Ruhm getragen haben.“ Diesem Grund entsprachen die Gedanken und Gefühle des Pater Olivaint, der mehrmals auf sich die Worte anwendete, die die Apostelgeschichte von den Aposteln gebraucht: „Freudig gingen sie hinweg vom Angesicht des hohen Rates, weil sie gewürdigt wurden für den Namen Jesus Schmach zu leiden.“

 

Ungefähr sieben Wochen dauerte die entbehrungsreiche Gefangenschaft. Pater Olivaint benutzte sie, um durch mehr als vierzig Tage die geistlichen Übungen des heiligen Ignatius zu machen. Es war trübes, regnerisches Wetter am Mittag des 26. Mai. In den Straßen der Stadt tobte blutiger Kampf, in dem die Kommune immer mehr zurückgedrängt wurde. Die Gefangenen, zweiundfünfzig an der Zahl, wurden aus dem Gefängnis geholt und unter dem Spott und der Misshandlung einer wilden Menge zum Richtplatz geführt. Der Befehl ertönte, und eine wütende Schlächterei begann, die erst aufhörte, als man des Todes aller Opfer sicher war. Die grässlich entstellten Leichen wurden in eine Grube geworfen. Pater Olivaint hatte eine Kugel ins Herz getroffen. Die rechte Schädelhälfte war ihm weggerissen worden.

 

Bald berichtete man von vielen Wundern, die durch Fürbitte des Pater Olivaint wie an seinem Grab so in verschiedenen Ländern gewirkt wurden.

 

Bist du Vater, Mutter, erziehe deine Kinder zu praktischem Christentum. Und wes Standes immer du sein magst, hüte dich, je den „Kleinen, deren Engel das Angesicht des Vaters im Himmel schauen“, Ärgernis zu geben, sondern ziehe sie durch dein Beispiel hin zur Tugend und zu Gott.