Seliger Petrus von Mogliano, aus dem Orden des heiligen Franziskus, + 25.7.1490 – Fest: 30. Juli

       

Wie milde ist Gottes Gnade, die eine Seele den trügerischen Erdenhoffnungen entreißt, um sie gänzlich dem Dienst des Herrn zu weihen. Glücklich der Mensch, der in seinen Jugendjahren schon die Täuschungen der Welt erkannt hat, und in heiliger Furcht vor dem Strom verderblicher Beispiele dem gleißenden Pfad sich zu entwinden weiß, und die Menge nicht achtend, sich still in die sichere Stätte des Heiligtums zurückzieht. Die Weltmenschen, die nichts als das Opfer erblicken, ohne die damit verbundenen Tröstungen zu kennen, müden sich nicht selten ab durch menschliche Beweggründe einen Schritt zu erklären, zu dem bloß der Geist Gottes den schwachen Staubbewohner hinleitete. Wie oft sucht die Welt in irgendeiner Ungnade oder heimlichen Verdruss, was sie so leicht in dem Ruf von oben finden könnte. Wenn der Herr eine Seele zu sich hinzieht, gibt er ihr zu erkennen, dass nur in seinem Dienst das wahre Glück zu finden sei. Er ebnet die steilen Höhen, bei deren Anblick nicht selten die Natur erschrickt, und wenn man die Welt, umgeben von all ihrem Zauber, verlässt, man findet größere Wonne, als alle ihre Vorzüge jemals zu geben vermöchten. Der gottselige Petrus von Mogliano empfand die entzückende Gewissheit dieser Wahrheiten. Entsprossen aus einer ansehnlichen Familie der Stadt, wovon er den Namen trägt, und die in der Mark Ancona liegt, widmete er seine Jugend dem Studium der schönen Wissenschaften und der Rechte, in welcher letzteren Wissenschaft er auf der Universität von Perosa den Baccalaurgrad erhielt. In dieser Stadt war es auch, wo er nach Anhörung der Predigt eines Franziskaners das Verlangen in sich empfand, die Welt zu verlassen und in diese Genossenschaft zu treten. Der Herr gab ihm auch die Kraft, sein frommes Vorhaben auszuführen. Nachdem er das Ordenskleid empfangen hatte, verlegte er sich mit unermüdlichem Eifer auf die Theologie. Vor allem aber strebte nach der Wissenschaft der Heiligen. Gott segnete seine Bemühungen, und bald wurde der neue Ordensmann berühmt durch seine Gelehrsamkeit, noch mehr aber durch seine hohe Heiligkeit.

 

Da mit jedem Tag sein Ruf sich verbreitete, erwählte man ihn zum Gehilfen des heiligen Jacobus von der Mark, in dessen Predigtamt, und zum Genossen seiner apostolischen Arbeiten. Nach dem Tod dieses heiligen Mannes musste Petrus dessen Stelle übernehmen. Mit unbeschreiblichem Eifer und mit nie erkalteter Liebe bemühte er sich immerdar, die Völker zur Buße zu bewegen, die Sitten zu verbessern, und sie zur Heiligkeit des Christentums zu erheben. Die Tage und Nächte brachte er im Richterstuhl der Versöhnung zu, oder legte die lieblosen Streitigkeiten und feindseligen Klagen bei, und stellte überall den Frieden her. Seine Handlungen und Reden trugen ohne Zweifel nicht wenig zur Erlangung des gewünschten Erfolges bei. Nebst dem war aber auch die Wundergabe, die ihm Gott verliehen hatte, ein mächtiges Mittel zur Beförderung des Guten.

 

Seine Brüder, hoch erfreut über seine Tugenden und Verdienste, liebten ihn zärtlich, und wünschten ihn als ihren Obern verehren zu können. Zwei Mal wurde er auch wider seinen Willen zum Provinzial von der Mark und einmal von Romagna erwählt. Seine Pflichttreue, seine Klugheit und Nächstenliebe bewiesen ihn dieses Amtes würdig. Auch gewannen sie ihm die Zuneigung des Herzogs von Camerino und die Hochachtung aller Einwohner dieser Stadt, in der er einen Teil seiner Lebenszeit zubrachte, und seine heilige Laufbahn beschloss. Die heilige Wegzehrung wollte er vor seinem Tod nicht im Bett empfangen, sondern ließ sich in die Kirche tragen, wo er mit den lebhaftesten Gefühlen der Gottseligkeit die himmlische Speise genoss, und alle Anwesenden an seiner Andacht erglühten. Nachdem er diese Pflicht erfüllt hatte, ermahnte er den Herzog von Camerino und seine Söhne, die zugegen waren, zur treuen Beobachtung des göttlichen Gesetzes, und seine Brüder zur Festhaltung ihrer Ordensregel, worauf er am 25. Juli 1490 starb, und in dem alten Kloster der Observanz beigesetzt wurde.

 

Zwölf Jahre später wünschten die Ordensgeistlichen dieses Hauses, da sie es verlassen mussten, weil man eine Veste daselbst erbauen wollte, den Leib des gottseligen Petrus mit sich zu nehmen, und sie fanden ihn noch ganz unversehrt. Als Papst Clemens XIII. von der Verehrung, die dem heiligen Ordensmann von undenklichen Zeiten her erwiesen worden war, und von den durch seine Fürbitte gewirkten Wundern genaue Kunde erhalten hatte, setzte er ihn in das Verzeichnis der Seligen, und unter dem Oberhirtenamt Pius VI. erließ am 5. August 1780 die Congregatio Rituum den seine Verehrung bestätigenden Beschluss.