Diese liebliche und mit so vielen Wunderwerken verherrlichte Heilige verbindet das erste christliche Zeitalter mit unserer Zeit. In jenem hat sie gelitten, in unserer Zeit, vor ca. 200 Jahren, im Mai 1802 nämlich, wurde ihr heiliger Leib aufgefunden. Philomena war griechischer Abstammung und ihr Vater stand in Diensten des römischen Kaisers Diocletian. Von frühester Jugend auf wurde sie im Christentum erzogen, da ihre Eltern die heidnische Religion verlassen und Christen geworden waren. Bei der Taufe gab man dem Mädchen den schönen Namen: Philomena, d.h. die Geliebte. Und früh genug sollte die christliche Jungfrau die Feuerprobe der Liebe bestehen und vor Himmel und Erde zeigen, dass sie wert sei, die Geliebte Jesu Christi zu sein bis hinein in die Herrlichkeit Gottes. Philomena hatte bereits im 11. Lebensjahr das Gelübde der ewigen Jungfrauschaft abgelegt, und als sie im 13. Lebensjahr mit ihrem Vater nach Rom kam und Diocletian, von ihrer Anmut geblendet, sie zur Gemahlin begehrte, so weigerte sie sich standhaft, dem heidnischen Tyrannen die Hand zum Ehebund zu bieten. Selbst die Eltern waren für diese Verbindung und redeten auf ihre Tochter ein, sie möge doch nicht durch ihre ablehnende Haltung den Zorn des Kaisers herausfordern. Aber Philomena ließ sich weder durch Bitten und Tränen, noch durch die eindringlichsten Reden der Eltern dazu bewegen, das Gott gemachte Gelübde zu brechen. Nun verlangte der Kaiser, man möge das dreizehnjährige Mädchen vor ihn führen, damit er persönlich das erwirke, was Philomenas Eltern nicht vermochten. Und nun begann der Kampf für die junge Christin. Sie hatte zu entscheiden zwischen einem gekreuzigten Gott und einem ruhmbedeckten, mit dem Imperatorenpurpur geschmückten Kaiser des römischen Weltreiches. Philomena entschied sich für den gekreuzigten Gott, darum musste sie im eigenen jungfräulichen Blut und in den Peinen des Martyrertums glorreich ihm vermählt werden.
Diocletian hoffte anfangs mit Güte und Schmeicheleien die Jungfrau für sich zu gewinnen. Jedoch alle seine Bemühungen scheiterten an dem Heldensinn Philomenas. Entrüstet wies sie alle seine Anträge zurück und sagte, dass sie bereits verlobt sei dem Himmelsbräutigam Christus. Nun ließ Diocletian seiner Rache und seinem Zorn freien Lauf. Philomena wurde ins Gefängnis geworfen und musste durch 40 Tage in einsamer Haft im Kerker schmachten. Von dieser Stunde an begann ihre Marter. Der Kaiser stieg täglich zu ihr in den Kerker hinab in der Hoffnung, am Ende doch ihren Widerstand durch sein unausgesetztes Bemühen brechen zu können. Philomena aber waffnete sich durch eifriges Gebet zum bevorstehenden Kampf, und mit der Waffe des Gebetes überstand sie auch im Gefängnis siegreich dem Ansinnen des Tyrannen. Am 36. Tag ihrer Kerkerhaft wurde ihr durch eine himmlische Vision großer Trost zuteil. Die allerseligste Jungfrau erschien der jugendlichen Bekennerin und sprach ihr Mut ein für die kommende Marter. Maria sprach zu ihr, dass der heilige Erzengel Gabriel ihr zur Seite gegeben werde, wenn Diocletian mit grausamen Qualen ihre Standhaftigkeit werde brechen wollen. Wenige Tage schon nach dieser tröstlichen Erscheinung ließ der Kaiser Philomena unmenschlich geißeln, und nach geschehener Geißelung, todmatt voll Blut und Wunden, wurde sie in den Kerker zurückgebracht. Die folgende Nacht nun heilten zwei Engel den zerschlagenen und verwundeten Körper der Jungfrau, und als Diocletian Kenntnis davon erhielt, dass jedes Mal der Geißelung und alle Wunden am Leib Philomenas verschwunden seien, so ließ er die Martyrerin vor sich führen, stellte ihr neuerdings seine Anträge und deutete ihre plötzliche Heilung dahin, dass die Götter, welche seine Verbindung mit Philomena wünschten, sie mit einem Mal geheilt hätten, um ihr zu zeigen, wie sehr sie im Unrecht sich befinde und wie töricht sie handle, des Kaisers Werbung zurückzuweisen. Die Heilige aber antwortete hierauf: Nicht die Götter hätten ihre Genesung bewirkt, sondern die Macht Jesu Christi, an dem sie allezeit festhalten und von dem sie niemals ablassen werde. Da der Kaiser abermals nichts ausrichtete, so gab er, erzürnt über die Freimütigkeit, mit welcher sie ihren göttlichen Bräutigam verteidigte, den Befehl, ihr einen Anker am Hals zu befestigen und sie in die Tiber zu stürzen. Kaum gingen die Henker daran, das Geheiß Diocletians auszuführen, als Philomena abermals durch Gottes Beistand Rettung und Hilfe erfuhr. Jene Engel, die sie von den Wunden der Geißelung geheilt hatten, zogen sie aus der Flut, lösten den Anker von ihrem Hals und brachten sie wohlbehalten ans Ufer zurück. Diocletian war wütend, als er von der Sache erfuhr, erklärte Philomena als Zauberin und ihre Rettung als Werk der Zauberei und gab neuerdings Weisungen zur Marter der heiligen Jungfrau. Sie wurde mit Pfeilen beschossen und im ohnmächtigen Zustand in den Kerker zurückgebracht. Gott aber, der wunderbar ist in seinen Heiligen und der das Schwache ausersehen hat, um damit dasjenige, was sich stark dünkt, zu überwinden, wirkte ein neues Wunder an der standhaften Braut seines Sohnes, und am nächsten Morgen waren alle Wunden der Pfeile geheilt, nicht einmal die Narben waren zu bemerken. Auf dieses hin kannte der Zorn des Kaisers keine Grenzen mehr. Philomena wurde mit den schärfsten Pfeilen beschossen, und die Pfeile wurden auf ausdrücklichen Befehl Diocletians glühend gemacht. Als jedoch die Schergen die Pfeile abschossen, geschah es, dass diese zwar eine Strecke weit vorwärts flogen, dann aber, wie von geheimnisvoller Macht zurückgeschlagen, zu den Bogenschützen, die sie abgesandt hatten, zurückflogen, sie durchbohrten und sechs von ihnen töteten. Dieses unerhörte Ereignis bewog viele der anwesenden Heiden zur Bewunderung und sie bekehrten sich zum Christentum. Diocletian aber, nur noch mehr ergrimmt, ließ Philomena mit dem Schwert töten und es fiel ihr Haupt gleich auf derselben Stelle. Der Tag dieses ihres siegreichen Martyriums war der 10. August eines der letzten Jahre der Herrschaft Diocletians (284-305).
Vor 200 Jahren nun wurden die Reliquien dieser heiligen Martyrer-Jungfrau aufgefunden. Am 25. Mai des Jahres 1802 war es, wo dieses geschah. Bei Nachgrabungen, die man an der salarischen Straße in den Katakomben der heiligen Priscilla hielt, fand man an dem genannten Tag einen Grabstein, der sich vor anderen Leichensteinen durch seine besondere Inschrift auszeichnete. Es stand auf demselben in lateinischer Sprache, in roter Farbe aufgemalt, der Name: „Filumena“ mit den Worten: „Der Friede sei mit dir!“ verbunden. Die Inschrift war jedoch so, dass die erste Wortsilbe am Schluss derselben stand und das „pax te cum“ – zwischen den zwei Silben: „Lumena“ und „Fi“ eingeschaltet war. Es stand auf dem Grabstein: „Lumena, pax te cum, Fi“. – Die Historiker und Archäologen erklären nun, man habe im christlichen Altertum, in den Zeiten der heftigen Verfolgungen häufig die Grabsteine der heiligen Martyrer mit solchen Inschriften versehen, deren Deutung nur den Christen klar war, während Nichtchristen dieselben nicht zu erkennen vermochten. Man tat dies aus dem einfachen Grund, um im Fall des Eindringens heidnischer Häscher sicher zu sein, dass die Gebeine ehrwürdiger Heiliger nicht geschändet würden. Durch dieses wird auch die Silbenversetzung am Grabstein der heiligen Philomena verständlich. Man wollte nicht, dass eindringende Heiden ihre Ruhestätte erkennen und am Ende verunehren würden. Außer den genannten Worten waren auf dem Grabstein noch folgende Attribute angebracht: drei Pfeile, eine Palme, ein Lilienstengel, Geißel und Anker. Die Palme wies hin auf das Martyrium, die Lilie auf das Blutzeugentum einer Jungfrau, und Pfeile, Geißel, sowie Anker auf die näheren Umstände des Martyriums jener Heiligen, vor deren Grabstätte man sich befand. Als das Grab geöffnet wurde, fand man darin ein Haupt und mehrere größere Gebeine, die nach dem Urteil und der Untersuchung der Sachverständigen einer noch im jugendlichen Alter stehenden Person angehört hatten. Das Haupt war an mehreren Stellen eingeschlagen (wahrscheinlich in Folge heftiger Schläge und durch Herabschleifen der Martyrin über steinerne Treppen). Die kleineren Gebeine waren größtenteils schon zu Staub zerfallen. Neben den Gebeinen fand man ein gläsernes Gefäß, das eingetrocknetes Blut enthielt. Dieser Umstand wies auf die zuletzt erfolgte Enthauptung Philomenas hin, denn nur bei Blutzeugen, die durch das Schwert endeten, kamen Blutgefäße mit ins Grab. Und auch da nur für gewöhnlich irdene, nur bei Vornehmen und Standespersonen gebrauchte man solche aus Glas. Man wusste also weiter, dass die Martyrin, vor deren Grab man stand, hoher Abkunft gewesen sein musste, denn das Blutgefäß aus Glas gab dies deutlich zu erkennen. Gleich bei Auffindung der heiligen Reliquien verherrlichte Gott seine standhafte Bekennerin auf außerordentliche Weise. Das eingetrocknete Blut fing mit einem Mal an, lebhaft zu leuchten und in glänzendem Schimmer zu erstrahlen, als ob im Glasgefäß nicht Blut, sondern lauteres Gold und herrliche Edelsteine wären. Man schabte das Blut aus dem Gefäß heraus und sammelte es in einem neuen Behälter, und auch hier hielt dieses Leuchten und Glänzen des Blutes der Heiligen fortwährend an. Was aber das Merkwürdigste ist, das Blut der Martyrin behielt diese außerordentliche Eigenschaft bei und ist hellglänzend bis zum heutigen Tag. Es ist uns nun geradezu unmöglich, im weiteren alles zu erzählen, was mit den Reliquien der heiligen Philomena geschah, und alle die großen staunenswerten und beglaubigten Wunder niederzuschreiben, die durch ihre Gebeine bewirkt worden sind und auf ihre Fürbitte hin sich ereigneten. Bis zum Jahr 1805 blieben ihre ehrwürdigen Überreste in Rom, sodann kamen sie nach Neapel und noch im selben Jahr nach Mugnano, ihrem endgültigen Bestimmungsort. Schon während der Übertragung von Neapel nach Mugnano geschahen viele Wunder und auch bei der Beförderung der Reliquien von Rom nach Neapel. So geschah es beispielsweise, dass, während die heiligen Gebeine in Neapel in der Hauskapelle des frommen Kaufmanns Antonio Terras sich befanden, Mehrere Kranke, die vertrauensvoll zur heiligen Philomena ihre Zuflucht nahmen, vollkommene und wunderbare Heilung fanden. Die Gattin des genannten Handelsmannes, Rosa Terras, litt schon 12 Jahre an einer unheilbaren Krankheit, so dass kein Arzt sie mehr in Behandlung nehmen wollte. Sie wurde plötzlich vollständig geheilt, da sie ihre Zuflucht zur heiligen Philomena nahm und ihre Reliquien andächtig verehrte. Ebenso erhielt ein Advokat im Alter von 60 Jahren vor dem Reliquienschrein der Martyrin in Neapel seine Gesundheit wieder, nachdem ein schmerzliches Lendenübel schon durch ein halbes Jahr hindurch ihn zu allem unfähig gemacht hatte. Eine vornehme Dame aus Neapel hatte an der Hand ein bösartiges Geschwür, das solche Zerstörungen anrichtete, dass die Ärzte erklärten, die Hand müsse abgenommen werden. Schon zeigten sich die Merkmale des Brandes an der schwürigen Hand, da legt jene Dame am Abend vor der Amputation eine kleine Reliquie der heiligen Martyrin auf die Hand, an der das verhängnisvolle brandige Geschwür sich befindet, betet zur heiligen Philomena und begibt sich unter deren Schutz. Am nächsten Morgen kamen die Ärzte, um die Hand abzunehmen; aber sie kamen umsonst, denn an der kranken Hand ist kein Geschwür mehr, noch Brandmale. Ja, nicht einmal Narben des Geschwüres sind vorhanden. Diese drei Wunder ereigneten sich binnen weniger Tage nacheinander, Anfang August 1805, als der Schrein, der die heiligen Gebeine Philomenas barg, in Neapel sich befand. Am 9. August erfolgte sodann die feierliche Übertragung der Reliquien nach Mugnano, wo fort und fort neue Wunder den Ruhm der Heiligen verkündeten, so dass ihr der Titel: „Wundertäterin des 19. Jahrhunderts“ mit Fug und Recht zuteilwurde. Eine der wunderbarsten und merkwürdigsten Heilungen, die an der Gnadenstätte zu Mugnano geschehen waren, soll am Schluss noch erwähnt werden. Es ist die am 10. August 1839 erfolgte Genesung der Pauline Jarikot. Die adelige, bereits 50 Jahre alte Dame war gar von Lyon in Frankreich nach Mugnano gekommen, um durch die heilige Philomena ihre Gesundheit wieder zu erlangen. Sie wurde von schrecklichen Leiden gemartert. Der ganze Körper war gelähmt, die Füße angeschwollen und steif. Nur mit einem Rollstuhl war etwas Bewegung möglich. Ihre Kammerjungfer und ihr Bedienter waren beständig um sie herum, da sie nicht das Geringste zu tun im Stande war. Fräulein Jarikot hatte überdies eine kranke Leber und einen kranken Magen, konnte fast nichts zu sich nehmen, und zudem war in ihrem Inneren ein Gefäß zerplatzt, so dass das ausgetretene Blut sich in den Herzbeutel ergossen hatte, was sie dem Tod nahe brachte. Alle Ärzte hatten die Behandlung an ihr eingestellt, sie war unheilbar krank. Fräulein Jarikot aber vertraute auf Gott und auf die Macht der Fürbitte seiner Heiligen. Sie ließ sich in die Herz-Jesu-Kirche nach Paray-le-Monial bringen, machte eine Novene zur heiligen Philomena und gelobte eine Wallfahrt nach Mugnano zu ihren Reliquien, falls sie die Gesundheit wieder erlangen würde. In Begleitung eines Priesters und ihrer Zofe, sowie des Bedienten kam die Bedauernswerte nach unsäglichen Qualen am 9. August 1839 in Mugnano an. Abends am folgenden Tag, als sie, in ihrem Fahrstuhl liegend, vor dem Reliquienschrein inbrünstig betete, erfolgte die wunderbare Heilung. Das Fräulein konnte mit einem Mal aufstehen, fühlte nicht den geringsten Schmerz und war vollkommen gesund. Sie fing vor Freude laut zu singen an, und von einem Balkon aus musste sie der Volksmenge, die zusammengeströmt war, die Geschichte ihrer Krankheit und ihre plötzliche Genesung erzählen. Jener Rollstuhl, der der Gefährte ihrer Leiden und der Zeuge des an ihr gewirkten Wunders war, blieb als Ex-Voto in Mugnano. Fräulein Jarikot aber wählte den Ordensstand zu ihrem Beruf, um so Gott und der heiligen Philomena würdig zu danken für die große Gnade der wunderbaren, staunenswerten Heilung. Dieses Wunder wurde vom Bischof von Nola, vom Bischof von Jalamino, dem päpstlichen Nuntius Feretti, sowie vom Arzt des allgemeinen Krankenhauses von Neapel, Herrn Anton Lopez, glaubwürdig bestätigt.
„Die Kraft wird in der Schwachheit vollkommen“, schrieb einst der Weltapostel an die Korinther. Dieses Wort bestätigt sich in den Wundern der heiligen Philomena neuerdings. In unserer Zeit, wo man mit der Uhr in der Hand von Seite der Gottlosen auf den Sturz der Kirche wartet, wo eine ungläubige Wissenschaft alles Übernatürliche geleugnet hat, haben die Wunder, die durch die heilige Philomena geschahen, Tausenden klar bewiesen, dass das Christentum eine göttliche Kraft ist, die durch nichts überwunden wird, und die fortwirken wird bis zum Abschluss der Zeiten.