Der heilige Quirinus war Bischof von Siscia in Pannonien (Sissek in Ungarn). Sein Leben und sein berühmter Martertod ist vom heiligen Hieronymus beschrieben und von den christlichen Dichtern Aurelius Prudentius und Venantius Fortunatus in herrlichen Hymnen besungen. Die uralten Leidensakten des heiligen Quirinus erzählen folgendes:
Zur Zeit der Verfolgung Maximians und Diokletians gab der Statthalter Maximus in Siscia den Befehl, den Bischof Quirinus zu verhaften. Quirinus hatte die Stadt verlassen, wurde aber von den Häschern eingeholt und vor den Richter geführt. Dort fragte ihn Maximus:
„Warum wolltest du fliehen?“
Quirinus: „Ich habe nur den Befehl meines Meisters befolgt, der gesagt hat: Wenn man euch in einer Stadt verfolgt, so geht in eine andere!“
Maximus: „Wer hat dieses befohlen?“
Quirinus: „Jesus Christus, der wahre Sohn Gottes.“
Maximus: „Weißt du denn nicht, dass dich die Befehle des Kaisers überall erreichen werden? Du hast es nun erfahren, und jener, welchen du den wahren Gott nennst, konnte dir, da du ergriffen wurdest, nicht helfen, sonst ständest du nicht als Gefangener vor mir.“
Quirinus: „Der Gott, den wir anbeten, ist allezeit bei uns, wo immer wir uns befinden mögen. Er kann uns überall helfen. Er war bei mir, als man mich gefangen nahm, er ist auch hier zugegen, stärkt mich und redet durch meinen Mund.
Maximus: „Mit deinen vielen Worten verlierst du die Zeit. Lies die kaiserlichen Befehle, gehorche und opfere!“
Quirinus: „Solche Verordnungen verachte ich, weil sie gotteslästerlich sind, indem sie von uns fordern, dass wir eingebildeten Götzen opfern. Der Gott, welchem ich diene, erfüllt den Himmel, die Erde und das Meer. Er ist überall, höher, als alles, weil er alles umfasst. Durch ihn besteht jedes Wesen.“
Maximus: „Das Alter hat deinen Verstand geschwächt, und du lässt dich durch Märchen irreführen. Wähle! Hier ist Weihrauch, den Göttern zu opfern, oder sei gewärtig, alle Schmach und den grausamsten Tod zu erdulden.“
Quirinus: „Diese Schmach wird mich ehren und dieser Tod wird mir ewiges Leben bereiten. Ich verehre nichts als den Altar meines Gottes, auf dem ich oft ein Opfer des Wohlgeruchs dargebracht habe.“
Maximus: „Dein Unsinn wird dich in den Tod bringen. Opfere den Göttern!“
Quirinus: „Ich opfere den Götzen nicht, denn es steht geschrieben: Alle Götter der Heiden sind Teufel, und die, welche ihnen opfern, werden vertilgt werden.“
Als die Überredungskünste des Statthalters an der Glaubenstreue und dem Opfermut des heiligen Bischofs scheiterten, wies er auf die Folterwerkzeuge und drohte mit den empfindlichsten Qualen. Dann wieder versprach er ihn sofort freizulassen, wenn er sich nur den Schein der Unterwerfung gebe. Er könne dann immerhin bei seinem Glauben bleiben. Endlich wollte er ihn gar zu einem Priester Jupiters machen, wenn er Christus verleugne. Aber weder Schmeicheleien noch Drohungen konnten des heiligen Bischofs Felsenmut erschüttern. Darauf ließ ihn der Statthalter mit Stöcken schlagen und mit Ketten beladen, ins Gefängnis werfen.
Quirinus antwortete: „Nun bin ich ein wahrer Priester, weil ich mich selbst dem wahren Gott zum Opfer bringe. Ich fühle keinen Schmerz, sondern freue mich der Schläge, die mein Körper erdulden musste. Ich bin bereit, noch viel größere Peinen ertragen, damit ich denen, welchen ich als Bischof vorgesetzt bin, den Weg zum ewigen Leben zeige.“
Im Gefängnis warf sich Quirinus auf die Knie nieder und betete zum Himmel: „Ich danke dir, o Herr, dass du mich würdigst, um deinetwillen diese Beschimpfungen zu leiden. O verleihe, dass alle, welche in diesem Gefängnis sind, den alleinigen Gott erkennen und dass es außer dir keinen anderen Gott gibt!“
Sein Gebet wurde erhört. Um Mitternacht verbreitete sich plötzlich ein überirdischer Glanz im Gefängnis. Der Kerkermeister Marcellus, der dieses Wunder sah, fiel dem heiligen Bischof zu Füßen und sprach mit Tränen: „Heiliger Mann! Bitte deinen Gott für mich, denn ich glaube, dass es keinen anderen Gott gibt, als jenen, welchen du anbetest.“ Gerührt unterrichtete ihn der Bischof und taufte ihn.
Drei Tage danach sandte Maximus den heiligen Bekenner zu Amantius, dem Statthalter von Oberpannonien, damit dieser ihn zum Tod verurteile. Mit Ketten beladen führte man den standhaften Bischof durch alle Städte an der Donau bis nach Sabaria (Stein am Anger), wo das Gericht gehalten werden sollte. Da brachten ihm christliche Frauen Erfrischungen und küssten die Ketten des Dieners Christi. Als er die Christen segnete, fielen ihm wunderbarerweise die Ketten von den Händen und Füßen.
Der Statthalter Amantius ließ ihn vor seinen Richterstuhl führen und wandte alle Beredsamkeit, Bitten und Drohungen an, um ihn vom Glauben abwendig zu machen, aber Quirinus antwortete: „Ich habe zu Siscia den wahren Gott verehrt, und diesen trage ich auch hier im Herzen. Keine Macht der Welt wird mich je von ihm trennen können.“ Da weder Verheißungen noch Drohungen den heldenmütigen Bekenner wankend machen konnten, sprach der Statthalter das Urteil, dass er mit einem Mühlstein am Hals in den Fluss geworfen werden sollte. Die Henker schleppten den Heiligen auf die Brücke des Flusses Günz und stießen ihn hinab. Doch zum Erstaunen aller Zuschauer wurde er von dem Stein nicht in die Tiefe gezogen, sondern schwamm geraume Zeit auf der Oberfläche des Wassers und ermahnte die am Gestade stehenden Christen, ihrem Glauben treu zu bleiben und sich weder durch Qualen noch durch den Tod erschrecken zu lassen. Dann bat er Gott, er möge seine Leiden vollenden. Kaum hatte er diese Worte gesprochen, so sank er unter, am 4. Juni 309. Sein Leichnam wurde aus dem Wasser gezogen und in einer Kapelle zu Sabaria bestattet. Später kamen die Reliquien des heiligen Quirinus nach Rom und wurden neben denen des heiligen Sebastian beigesetzt. Papst Innocenz II. erhob im Jahr 1140 die Gebeine des Quirinus und ließ sie in der Marienkirche jenseits der Tiber zur Verehrung aufstellen. Einige Reliquien von ihm kamen in andere Kirchen Roms, nach Aquileja und Mailand und nach dem berühmten Kloster Fulda.