Im ruhmreichen Kampf um den Bestand der katholischen Kirche in England im 17. Jahrhundert zeichneten sich neben den Priestern und Ordensleuten, denen der Hass der Gegner vor allem den Tod geschworen hatte, auch viele vorzügliche Laien aus und rangen mit ihnen um die Martyrerpalme. So wurde zugleich mit den fünf Jesuiten, den auserlesenen Opfern der sogenannten Titus-Oates-Verschwörung, auch ein Mann verurteilt, der selige Richard Langhorne, der ein ebenso kompetenter Rechtsgelehrter wie eifriger Katholik war. Eben seine große Frömmigkeit und edle Gesinnung machten ihn den anglikanischen Fanatikern verdächtig, und so wurde er schon 1666, anlässlich des großen Brandes von London, als dessen Anstifter man die Katholiken beschuldigte, vor einem Ausschuss des Parlaments angeklagt, jedoch wieder freigesprochen. Sein Ansehen und seine Praxis unter den Katholiken wuchsen dadurch noch mehr. Auch die Jesuiten bedienten sich dieses Ehrenmannes als Rechtsbeistand und hatten die Verwaltung ihres Vermögens in seine Hände gelegt. Das wusste der elende Verleumder und gewissenlose Erfinder von Verschwörungsgeschichten Titus Oates. Er gab dem seligen Richard als einen der Haupträdelsführer an. Mitten in der Nacht am 7. Oktober 1678 riss man ihn aus dem Bett und nahm alle seine Papiere und Geschäftsbücher in Beschlag. Monatelang musste er in den Kerkern von Neutor schmachten. Als er dann vor Gericht gestellt wurde, wiederholten sich die haarsträubendsten Ungerechtigkeiten, wie beim Prozess gegen die fünf Jesuiten. Seine Schutzzeugen wurden vor den Türen der Gerichtshalle tätlich misshandelt und von der Aussage abgeschreckt. Die Hinrichtung wurde hinausgeschoben, um ihn mürbe zu machen. Der Graf von Shaftesbury, der gemeine und gewissenlose Leiter der ganzen Katholikenverfolgung, hätte zu gerne wenigstens ein Bekenntnis der gräulichen Verschwörung gehabt. Was ihm bei den Ordensmännern nicht gelang, hoffte er doch bei dem Laien, einem Familienvater, zu erreichen. Versprechungen und Drohungen, Schmeicheleien und Zornesausbrüche sollten ihn zu Fall bringen. Allein Langhorne wollte seine Seele nicht um den Preis einer Lüge verraten. Da brachte Shaftesbury eine andere Bedingung. Richard sollte wenigstens dem Befehl des Königs gehorchen und den Vermögensstand der Jesuiten bekennen. Diese Forderung glaubte der Rechtsanwalt erfüllen zu dürfen, nachdem ja die Bücher, in denen die gewünschten Abschlüsse enthalten waren, bereits in den Händen der Richter waren. So machte er die Zusammenstellung. Jetzt vermeinte der gerissene englische Staatsmann gewonnenes Spiel zu haben. Er warf die Schrift dem über eine solche Niedertracht verblüfften Mann vor die Füße und rief, der Bettel genüge nicht sein Leben zu retten. Er müsse die Verschwörung eingestehen und die Mitschuldigen nennen. Dafür würde er nicht nur vollkommen begnadigt, sondern auch jede Belohnung erhalten, die er nur fordere. Aber der Gefangene, der sich nur zu dem bereiterklärte, was ihm mit gutem Gewissen erlaubt schien, hatte für diese schamlose Forderung ein entschiedenes Nein, lieber wollte er tausendmal den Galgen wählen.
Schon während der langen Kerkerhaft hatte der ehrwürdige Martyrer, in schweren Fesseln auf schlechtem Stroh liegend, seine Seele durch fromme Betrachtung des Leidens Christi, der künftigen Herrlichkeit, der unendlichen Güte und Liebe Gottes zu stärken gesucht. Jetzt entfaltete sich seine Frömmigkeit, die er inmitten seiner gewohnten Geschäfte sorgsam ins Herz gepflanzt hatte, zur erquickendsten Frucht, so schön wie sie nur die Gluthitze der Trübsal reifen kann. Eine Anzahl seiner Betrachtungen, die er selbst im Kerker niederzuschreiben Gelegenheit fand, sind uns noch erhalten und wurden später auch im Druck veröffentlicht.
Am 14. Juli 1679 wurde der edle Bekenner Christi nach Tyburn geschleift. Schon viele hatten an dieser Stätte des Blutes die Krone errungen. Wie jene beteuerte er seine unwandelbare Treue gegen den König und seine Unschuld an dem ihm zur Last gelegten Verbrechen. Mit großer Klarheit stellte er schließlich den wirklichen Grund seines Todes heraus: „Ich erkläre, dass ich als ein zwar unwürdiges Glied jener heiligen und apostolischen Kirche Christi sterbe, die in den drei heiligen und anerkannten Glaubensbekenntnissen der Kirche erwähnt ist, deren unsichtbares königliches Haupt unser Herr Jesus Christus ist, der sie durch den Heiligen Geist und seine Gnade erleuchtet, beschützt, bewacht und leitet, die zum sichtbaren Haupt der Regierung und Einheit den Bischof von Rom hat, als den Nachfolger des heiligen Petrus, des Fürsten der Apostel. Ich glaube, es liege auf der Hand, dass meine Religion die einzige Ursache ist, die meine Ankläger bewogen hat, mich des Verbrechens zu beschuldigen, für das ich auf ihre Aussage hin zum Tode verurteilt wurde, und dass meine Religion, die ich hier bekenne, der einzige Grund ist, der ihnen Hoffnung gab, Glauben zu finden oder der die Geschworenen bestimmen konnte, die Aussage solcher Menschen anzunehmen. Und nachdem dieser Spruch über mich gefällt war, hat man mir nicht nur Begnadigung, sondern überdies große Vorteile, Ehrenstellen und Geld und Gut angeboten, wenn ich meiner Religion entsagen und das mir und anderen zur Last gelegten Verbrechen eingestehen wollte. Aber gepriesen sei Gott, der mich durch seine Gnade davor bewahrte, solchen Versuchungen zu weichen und der mir Kraft verlieh, lieber den Tod zu wählen, als meine Seele mit Sünde zu beflecken und meinen Nächsten fälschlich mit Verbrechen zu belasten, von denen ich keine Kenntnis habe.“ Dann betete der Sterbende für den König, für seine Feinde, besonders die falschen Zeugen und Ankläger und schloss: „Ich bitte dich, o Gott, segne diese ganze Nation und lege die Schuld an meinem Tod ihr nicht zur Last, auch nicht der einen oder anderen Person. Vereinige sie alle zu dir, mein Gott, in deiner Kirche durch den wahren Glauben, die wahre Hoffnung und Liebe durch deine Gnade.“ Hierauf fragte er in aller Seelenruhe den Henker, ob der Strick in Ordnung sei. Als dieser es bejahte und um Verzeihung bat, gab sie der ehrwürdige Diener Gottes „mit Freuden“ und betete eine Weile für sich. Als jetzt der Gerichtsschreiber ihm den Wunsch aussprach: „Der Herr sei eurer Seele gnädig,“ erwiderte er: „Der Herr im Himmel vergelte eure Liebe“, bezeichnete sich mit dem Zeichen des Kreuzes und betete laut: „Gebenedeiter Jesus, in deine Hände befehle ich meine Seele und meinen Geist! Jetzt in diesem Augenblick, nimm mich auf in dein Paradies. Ich sehne mich bei Jesus zu sein. Ich bin bereit; ihr braucht nicht länger zu warten.“
Der Karren wurde hinweggezogen und nach wenigen Augenblicken war der edle Martyrer bei Gott und in der Schar derjenigen, die ihr Gewand weiß gewaschen haben im Blut des Lammes. Mit diesen letzten Hinrichtungen war die Hochflut der Verfolgung in der Hauptstadt gebrochen, der Glaube an Oates und seine Helfershelfer erschüttert. Als zwei Tage nach Langhornes Hinrichtung ein Arzt und drei Benediktiner, unter ihnen Corker vor die Gerichtsschranken gestellt wurden, warb zum ersten Mal das Zeugnis des Oates verworfen und ein Freispruch gefällt. Diese Freisprechung bedeutete aber auch eine Unschuldserklärung der bis jetzt Hingerichteten. So hat die Bosheit sich selbst entlarvt (Psalm 27,12).
In einem langen dichterischen Text, der Richard Langhornes edelste Seelenstimmung gleich nach der Verurteilung widerspiegelt, ruft er jubelnd aus:
Verkündet ist mir, dass ich sterben muss –
O selige Kunde!
Wohlan, geliebteste Seele,
Blick auf, es ruft dich dein Jesus!
Er flehte für dich an seinem Kreuz,
Da streckte er aus seine Arme nach dir,
Da beugt er sein Haupt, zu küssen dich,
Da schrie er empor mit mächtiger Stimme:
„Vater, nimm ihn auf, er ist mein!“
Da öffnet er dir seines Herzens Tor,
Da gab er für dich sein Leben,
Das Leben dir zu erwerben!
Richard Langhorne wurde am 15. Dezember 1929 von Papst Pius XI. seliggesprochen.