Der selige Hroznata und seine Schwester, die ehrwürdige Vojslava
Der gottselige Rosnata vom Orden der Prämonstratenser wurde schon bei seiner Geburt auf eine besondere Weise der heiligen Jungfrau geweiht. Die Hebamme, die seiner Mutter Beistand leistete, fand das Kind, als sie es in ihre Arme nahm, tot. Die untröstliche Mutter legte der Dienerschaft ans Herz, die nötigen Anstalten zur Bestattung des Neugeborenen zu treffen. Allein die Hebamme, die größeres Vertrauen auf Maria setzte, verbot den Dienern diesen Befehl zu vollziehen. Dann wendete sie sich an die Mutter mit den Worten: „Nehmen Sie ihren Sohn und opfern Sie ihn der mächtigen Jungfrau Maria, deren glückselige Geburt das Licht der Welt ins Leben gebracht hat.“ Zwischen Furcht und Hoffnung geteilt, folgte die Mutter dem Rat, den man ihr gab.
Kaum hatte sie ihr Gebet beendet, als das Kind die Augen öffnete und einen schwachen Schrei ausstieß, worüber alle Anwesenden erstaunten und die Mutter höchst erfreut war, die nun erkannte, dass sie das Leben ihres Sohnes einer glänzenden Wundertat der mächtigen Mutter Gottes verdanke. Allein die wunderbare Fürsorge der heiligen Jungfrau für das Leben dieses Kindes wollte sich nicht darauf beschränken.
Rosnata wuchs heran, und als er sich eines Tages mit seinen Kameraden auf der Weichsel auf dem Eis ergötzte, brach die Scholle, auf der er stand. Er wurde vom Gewässer verschlungen und blieb mehrere Stunden darin begraben. Eine seiner Schwestern eilte an das Ufer des Flusses und ließ schleunigst nach dem Leichnam des Kindes fischen, das sie lebendig oder tot wiederhaben wollte, aber alles war vergeblich. Schließlich stürzten sich einige junge Leute hinein, die ihn in der Tiefe des Gewässers fanden. Sie ergriffen ihn bei den Haaren und brachten ihn so an das Ufer zurück. Jedermann erwartete nur einen Leichnam zu sehen. Allein zur großen Überraschung aller war das Kind noch voll Lebens und Heiterkeit ohne irgendeine Verletzung. Als es sich von seinem Leiden wieder erholt hatte, fragte die Schwester das Kind, wie es so lange im Wasser habe bleiben können, ohne der Gefahr zu unterliegen. Der junge Rosnata antwortete, dass er sogleich nach seinem Fall eine schöne Frau gesehen habe, die mit ihren Händen das Wasser von ihm abhielt, und er glaube, dass seine Retterin die heilige Jungfrau Maria, die Mutter der Barmherzigkeit sei. Aus Dankbarkeit weihte er ihr die übrige Zeit seines Lebens.
Als er das Mannesalter erreicht hatte, vermählte er sich mit einer frommen Jungfrau. Doch verlor er sie und sein einziges Kind nach wenigen Jahren durch den Tod. Jetzt entsagte er der Welt und gelobte, eine Wallfahrt nach Jerusalem zu machen. Der heilige Vater aber, den er um Billigung dieses Gelübdes bat, enthob ihn von ihm und legte ihm vielmehr auf, ein Prämonstratenserkloster zu gründen. Getrost reiste er nach Böhmen zurück, das seine Heimat war, und vollzog den Wunsch des Papstes.
Nicht lange darauf stiftete er für Frauen desselben Ordens ebenfalls ein Kloster. Dann nahm er selber das Ordensgewand und wurde einfacher Mönch, dem Abt untertan, wie der Geringste der Brüder.
Auf einer Reise zu seinen Gütern wurde ihm von Feinden aufgelauert. Er fiel in ihre Hände, musste in der Haft viel Ungemach leiden und obwohl seine Brüder in Tepla das nötige Lösegeld zu bringen bereit waren, wollte er dies doch nicht, sondern den Tod nahe fühlend, ergab er sich in Gottes Willen und starb am 14. Juli 1217 im Gefängnis. Seinen Leichnam erwarb das Kloster Tepla um Geld und man begrub ihn daselbst in der Kirche.