Heiliger Seraphin Nikola von Montegrenario, Italien, + 12.10.1604 – Fest: 12. Oktober

       

Der heilige Seraphinus a Monte Granario, Laienbruder aus dem Kapuzinerorden, geboren 1540, war der Sohn armer Eltern und besaß von Kindheit an nichts, als Unschuld und Herzenseinfalt, ein Gut indes, das wünschenswerter ist, als Gold und Silber, Gelehrsamkeit und Macht. Seine Frömmigkeit nahm mit den Jahren zu, und so oft es seine Geschäfte erlaubten, begab er sich in die Kirche und breitete in Gottes Gegenwart sein Gemüt aus. Anfangs hütete er die Schafe, nach dem Tod seiner Mutter aber, die ihn in den frühesten Jahren schon zum Dienst des Herrn gebildet, arbeitete er als Maurer im Lohn seines Bruders, der ihn mit Härte behandelte, ohne dass jedoch der Dulder hierüber sich beklagte. Später wollte er sich dem Einsiedlerleben widmen, hielt es aber nach reifer Überlegung für besser, in dem Kapuzinerkloster auf dem Berg Granario unweit von Ascoli Aufnahme zu suchen. Anfänglich wollten die Väter von dem im Schulunterricht gänzlich Verwahrlosten nichts wissen, doch gaben sie endlich seinen wiederholten Bitten Gehör. Bald darauf legte er die Gelübde ab. Gewissenhaft beobachtete er die Regel seines Ordens, übte nebenbei außerordentliche Bußstrenge und leistete seinen Vorgesetzten unbedingten Gehorsam. Lange Zeit indes erregte er nichts weniger als Aufmerksamkeit und wurde sogar von einem Teil der Brüder mit Geringschätzung behandelt. Zuletzt aber erschien seine Tugend in so herrlichem Licht, dass er der Gegenstand der allgemeinen Hochachtung und Bewunderung seiner Klostergenossen wurde. Auch in die Umgegend verbreitete sich sein Ruf, und Personen hohen Ranges befragten ihn in wichtigen Angelegenheiten um Rat und nahmen seine Aussprüche zur Richtschnur. Die Notleidenden nahmen indes ganz vorzüglich seine Sorgfalt und Liebe in Anspruch, und er reichte ihnen jedes Mal die Hälfte von dem, was ihm von der Genossenschaft zum eigenen Bedarf gegeben wurde. Regelmäßig besuchte er die Kerker und Spitäler und sorgte für die geistigen und leiblichen Bedürfnisse der Gefangenen und Kranken. Das Leiden Christi war seinem Geist stets gegenwärtig. Streng gegen sich selbst war er nachsichtsvoll gegenüber anderen, wie es das Evangelium vorschreibt. „Es gefiel dem Herrn“, sagt die Bulle seiner Heiligsprechung, „dem armen, unwissenden und demütigen Laienbruder einen großen Einfluss auf die Bewohner der Nachbarschaft, namentlich von Ascoli, einzuräumen und seine erhabenen Tugenden mit himmlischen Gaben zu krönen. Er erleuchtete seinen Diener mit dem Licht von oben, so dass er die Zukunft weissagte und der verborgensten Falten der Herzen kundig war. Auch der Entzückungen hatte er sich zu erfreuen und der Gewalt, durch das bloße Kreuzzeichen die verschiedensten Krankheiten zu heilen.“ Seraphin verkündete das Ende seines Lebens vorher und entschlief selig am 12. Oktober 1604. Papst Clemens XIII. erließ 1767 den Beschluss seiner Heiligsprechung. 

 

Aus anderer Quelle:

 

Der heilige Seraphin von Monte Granario, Kapuziner-Laienbruder,

+ 12. Oktober 1604 – Festtag: 12. Oktober

 

Der „Seraph von Assisi“, der heilige Franziskus gilt sogar unserer modernen, neuheidnischen Welt als „Lebensweiser und Lebenskünstler“. Noch mehr als mit dieser Modeschwärmerei sind ungezählte Christen, die den drei Franziskusorden angehören, in das Leben und in den seraphischen Geist dieses Heiligen eingedrungen und haben da die wahre christliche Lebensweisheit und ihr Lebensglück gefunden für Zeit und Ewigkeit. Einer dieser bevorzugten Schüler des Seraphs von Assisi war ebenfalls ein heiliger Seraph, stammend aus einem Marktflecken in der Nähe des berühmten Wallfahrtsortes Loreto. Gewiss ist im Leben und Tugendstreben dieses heiligen Seraphin von Monte Granario aus dem Kapuzinerorden auch vieles mehr zu bewundern und anzustaunen als etwa praktisch nachzuahmen. Allein gerade sein stilles, demütiges, glückliches Leben ist ein rechtes Musterbeispiel franziskanischer Lebensweisheit und christlicher Lebenskunst.

 

Von Gott, für Gott, zu Gott! Dieser erste christliche Lebensgrundsatz ließ einst einem frommen Maurergesellen in Monte Granario den hohen Wert seiner Lebensbestimmung und den Hochadel seiner Seele erkennen, zumal er sonst nicht gerade mit allen Gaben und Vorzügen der Natur ausgestattet war. Er fand sich demütig und geduldig mit seiner etwas schwerfälligen Veranlagung ab, opferte Gott allen Schimpf und Spott und raue Misshandlung, die ihn trafen, ergeben auf, während Gottes Gnade in seiner Seele, ihm unbekannt, Wunder wirkte und seine jugendliche, seraphische Frömmigkeit mit der Aufnahme in den Franziskanerorden der Kapuziner lohnte, unter dem Ordensnamen Seraphin.

 

Für die große Gnade des Ordensstandes glaubte Seraphin nicht besser sich dankbar zeigen zu können, als dass er sich mit der ganzen Glut seraphischer Liebe Gott vollständig zum Brandopfer hingab. Da galt es nun zuerst, in manch schwerer Selbstüberwindung durch heroische Übung der Ordenstugenden Armut, Keuschheit und Gehorsam die äußeren und inneren Hindernisse zu brechen, die den freien Aufschwung der Seele erschweren. Das heilige Opferfeuer der Gottesliebe musste immer mehr noch geläutert werden von allen unreinen Beimischungen der menschlichen Eigenliebe. Schließlich brannte die Seraphsglut so mächtig in seinem Herzen, dass die Seele beständig in Gott und für Gott allein lebte, trotz aller äußeren Arbeiten und Schwierigkeiten, ja oftmals in ekstatischem Himmelsflug den Leib mit himmelwärts riss. Wie gerne hätte der Heilige sein Blut für Gott im heiligen Martyrium vergossen! Als er einst Scharen junger Männer ausziehen sah zum „heiligen Krieg“ gegen die Türken, da rief er aus: „Soll ich nicht auch mein Leben für die Liebe meines Herrn hingeben? Die Weltleute streiten und leiden herzhaft für die Sache Jesu und ich will mein Leben in Trägheit dahingehen lassen?“ Doch Gottes Vorsehung hatten den Heiligen zum unblutigen Martyrium der Liebe und des Opfers berufen und darin brachte er allerdings einen vollendeten Seraphsdienst dar in einem Leben und Streben für Gott und zu Gott.

 

Bete und arbeite, Gott hilft allzeit! Gebet und Arbeit waren die beiden Flügel, womit sich des Heiligen Seele zum Himmel emporschwang. Wohl benützte Seraphin jeden freien Augenblick zum Gebet und zur Betrachtung. Während seiner oft recht gehäuften Arbeitslast hielt er seine Seele beständig in Gott gesammelt und zu Gott erhoben. Die Hand bei der Arbeit, das Herz bei Gott. Daraus schöpfte er Ruhe und Freundlichkeit, Starkmut und Ergebung bei all den kleinen und großen Misshelligkeiten des täglichen Lebens, ein heldenmütiges Vertrauen auf die göttliche Vorsehung, das oftmals wunderbar belohnt wurde. Um den Armen und Kranken beizustehen, scheute er keine Überarbeitung und kein Opfer. Seine gotterleuchtete Nächstenliebe erkannte ja in jedem Mitmenschen das mehr oder minder entstellte Ebenbild Christi, dem zu dienen er als einzige Freude erachtete. Aus dieser übernatürlichen Auffassung heraus übte der Heilige eine wunderbare Geduld, dieses Allheilmittel und Allmachtsmittel im Leben – Geduld mit anderen und mit sich selbst.

 

Lebe froh und zufrieden in deinem Beruf, heißt ein weiterer Grundsatz der christlichen Lebensweisheit. Eine Seele, die einmal das Geheimnis der Zufriedenheit entdeckt, den Frieden mit Gott, den Mitmenschen und mit sich selbst, die das schmerzlich-strenge, aber auch beglückende „Entsage und Ertrage“ gelernt hat, wird den christlichen Frohsinn nicht mehr leicht verlieren. Auf den heiligen Seraphin schien sich auch die geistliche Freude und sonnenhelle Heiterkeit seines heiligen Ordensvaters Franziskus, des „Bruders Frohsinn“, vererbt zu haben. Die Lebensbeschreiber berichten von Seraphin mancherlei Züge seines kindlich-heiteren Gemütes, seiner Freude an Natur und Gottes Schöpfung, ja auch kleine liebe Schelmereien, um andere aus ihrer Schwermut und dem Trübsinn aufzuheitern. Am meisten begriff der Heilige allerdings das Geheimnis der „vollkommenen Freude“, die nach dem heiligen Franziskus besteht in der freudigen Hinnahme von Kreuz und Leiden um Christi willen. Siebzig Jahre währte für den Heiligen dieses schmerzliche und doch wieder frohe Martyrium der Liebe, bis der liebeglühende Seraph eingehen durfte zum ewigen Seraphsdienst im Himmel.

 

Leicht ist es den Christen, diese christliche Lebensweisheit und Lebenskunst der Heiligen in ihrem Stand praktisch zu üben und sich dadurch ihr Lebensglück zu schaffen für diese und jene Welt. In diesem Bestreben wird sie besonders fördern der Eintritt in einen sogenannten „Dritten Orden“, z.B. des heiligen Franziskus, wodurch ihnen ermöglicht wird, auch in der Welt eine Art Klosterleben zu führen und Musterchristen, Engel der Barmherzigkeit und Apostel zu werden. Probieren geht auch da über Studieren! Wer schnell sich besinnt und beginnt, der gewinnt!