Der selige Serapion aus dem Orden der heiligen Maria de Mercede zur Erlösung der gefangenen Christen, Martyrer in Algier, war der erste seiner Genossenschaft, der sein Blut für den Glauben vergoss. Zu Ende des 12. Jahrhunderts in England geboren trug er als junger Mann die Waffen und machte unter dem Befehl des Herzogs von Österreich in Spanien einen Feldzug gegen die Mauren mit. Später trat er in die Dienste des Königs Alphons IX. von Kastilien, verließ sie aber wieder, um sich dem Orden de Mercede einverleiben zu lassen, der um diese Zeit von dem heiligen Petrus Nolascus begründet worden war. Er wurde von seinen Obern öfters dazu ausersehen, den Ungläubigen das Lösegeld für die Gefangenen zu überbringen, und war in der Ausführung dieser Aufträge stets glücklich. Der heilige Stifter übertrug ihm die Leitung der Novizen, aber im Drang, den neuen Orden auch in sein Vaterland zu verpflanzen, bat er um die Erlaubnis, nach England überschiffen zu dürfen und erhielt sie. Unterwegs fiel er in die Hände von Seeräubern, die ihn arg misshandelten und zuletzt ins Meer warfen. Mit der Hilfe Gottes erreichte er dennoch die Küste und begab sich nach London, dann nach Irland und Schottland, ohne aber hier die gehofften Erfolge erreichen zu können. Nach Spanien zurückgekehrt wurde er mit noch einem Bruder von dem heiligen Petrus Nolascus zu den Mauren in Algier geschickt, konnte jedoch, da er nicht mit hinlänglichen Mitteln ausgestattet war, nur fünfundachtzig spanische Sklaven loskaufen. Die der übrigen Nationen, als sie sich verlassen sahen, gingen zu ihm und stellten ihm kläglich ihre traurige Lage vor, sowie die Gefahr, in der ihr Glaube unter den fortwährenden Quälereien schwebte. Gerührt hierdurch schickte er seinen Gefährten nach Spanien zurück, um dort neue Summen zu holen, während er selbst als Tröster der Gefangenen in Algier zurückblieb. Sein heiliger Wandel und seine heldenmütige Aufopferung machten solchen Eindruck auf einige Muselmänner, dass sie sich von ihm taufen ließen. Aber diese Bekehrungen erregten in dem Grad den Zorn des Königs von Algier, dass er den Diener Gottes ergreifen und in einen finsteren Kerker werfen ließ. Hier wendete man, um ihn abtrünnig zu machen, gegen ihn häufig wie bei den Mohammedanern übliche Bastonade an. Er aber pries während der grausamen Hiebe Gott mit lauter Stimme und äußerte ebenso laut seinen Abscheu gegen den Lügenpropheten der Ungläubigen. Als der König vernahm, dass der Gefangene den großen Muhamed gelästert habe, verurteilte er ihn zum Tod und überließ ihn der Wut des Pöbels. Die rasende Menge zog den Heiligen aus dem Kerker hervor und hing ihn zwischen zwei Pfählen kopfüber auf, so dass seine Füße und Hände die Gestalt eines Andreaskreuzes bildeten. In dieser Lage schnitten ihm die Unmenschen die Glieder stückweise vom Leib. Während dieser entsetzlichen Marter dankte er Gott und bat für die armen Gefangenen, die tränenüberströmt dem Leiden ihres Wohltäters und Freundes zusahen. Er errang die Palme im Jahr 1240, und die zahlreichen Wunder, die Gott nach seinem Tod durch ihn wirkte, verschafften ihm in Spanien alsbald die kirchliche Verehrung. Selbe wurde 1728 vom Papst Benedikt XIII. bestätigt.
Der selige Serapion, aus dem Orden Mariens von der Erlösung der Gefangenen, Martyrer, + 14.11.1240 – Gedenktag: 14. November (Aus: Heiligen-Legende von Lorenz Beer, Regensburg, Verlag Josef Habbel, 1928)
Der alte Sindonite (Fest: 21. März) hat im Leben der Kirche seine Nachahmer gefunden. Eigene Orden entstanden, die Nolasker oder Mercedarier und die Trinitarier, deren Mitglieder sich hingaben, um die Christensklaven aus der Gewalt der Sarazenen zu befreien. Der heilige Petrus Nolaskus gründete im Jahr 1223 den Orden der allerseligsten Jungfrau Maria von der Erlösung der Gefangenen. Unter diesem Titel „Maria de Mercede“ wird am 24. September ein eigenes Muttergottesfest begangen. Die Schmerzensmutter unterm Kreuz ist die erste geworden, die zugleich mit ihrem göttlichen Sohn sich hingeopfert hat zur Erlösung der ganzen Menschheit. Der erste Martyrer aber aus dem Mercedarierorden, der beim Liebeswerk der Befreiung seiner Mitmenschen aus der Sklaverei sein Leben hingab, führt denselben Namen Serapion, den man ihm sicher als Ordensnamen gegeben hat, in Erinnerung und zur Ehrung des alten vorbildlichen Führers der christlichen Caritas.
Der selige Serapion, der jüngere Held christlicher Liebesbetätigung, stammt aus England. Als junger Mann trug er die Waffen und machte unter dem Befehl eines österreichischen Herzogs einen Kreuzzug gegen die Mauren (Mohammedaner) in Spanien mit. Dann trat er zu dem gleichen Zweck in die Dienste des Königs Alphons IX. von Kastilien. Nicht Abenteuerlust war es, was den mutigen Mann aus dem damals noch für katholisches Leben und Lieben begeisterten englisch-iroschottischen Inselreich mit den bekannten „Schottenmönchen“ in die Ferne trieb; religiöse Beweggründe müssen ihm den Wanderstab und das Schwert in die Hand gedrückt haben. Das dürfen wir daraus schließen, dass er sich unverzüglich dem Orden „Mariens von der Erlösung“ anschloss, als er von seinem Entstehen und seinen hochedlen, menschenfreundlichen Bestrebungen hörte. Von seinen Oberen wurde Serapion öfters dazu ausersehen, das vom Orden gestellte und gesammelte Lösegeld für die Freigabe der Gefangenen den Ungläubigen zu überbringen. In der Ausführung dieser Aufträge war er stets glücklich.
Für die Vervollkommnung seines persönlichen Lebens, im Eifer für die Erreichung der Ordensaufgaben und der genauesten Erfüllung der übernommenen Pflichten hat der Selige seine ganze Kraft eingesetzt, so dass er seinen Mitbrüdern zur Aneiferung und Erbauung diente. Darum übertrug ihm der heilige Stifter Petrus Nolaskus, den er selber als Vorbild heiligen Wandels vor Augen zu haben das Glück hatte, die Leitung der Novizen des Ordens. Nur einem regeltreuen, frommen und geschickten Ordensmann wird man ein so wichtiges Amt anvertrauen, zumal in den Erstlingsjahren einer neuen Genossenschaft. Indessen genügte es dem eifrigen Novizenmeister nicht lange, in der Stille des Klosters für den Ordensnachwuchs zu sorgen. Sein Blickfeld dehnte sich ins Weite. Dem Drang folgend, den Orden der Mercedarier (zur Erlösung der Gefangenen) auch in sein Heimatland zu verpflanzen, erbat sich Serapion die Erlaubnis, nach England zurückkehren zu dürfen. Unterwegs begegnete ihm dasselbe Schicksal, das er von Berufs wegen anderen zu mildern beflissen war: er fiel selbst in die Hände der Korsaren, die damals alle Meere unsicher machten. Die gottlosen, beutegierigen Seeräuber misshandelten den mittellosen Gefangenen aufs ärgste und warfen ihn schließlich nahe der englischen Küste ins Meer. Mit Gottes Hilfe gelang es dem kräftigen, wagemutigen Mann sich ans Land zu retten. Er begab sich zunächst nach der Hauptstadt London, dann nach Irland und Schottland. Aber merkwürdig! Der Prophet gilt ja immer am wenigsten im eigenen Vaterland; das musste auch Serapion erfahren. Er fand nicht den erhofften Zugang und die notwendige Unterstützung, um eine lebenskräftige Niederlassung seines Ordens in den nördlichen Ländern zu begründen. So kehrte er wieder nach Spanien zurück, ohne Erfolg, zur eigenen heilsamen Verdemütigung.
Der Stifter Petrus Nolaskus sandte nun seinen wiedergewonnenen Genossen am Liebeswerk nebst einem Begleitbruder zu den Mauren nach Algier in Nordafrika. Wie drückend war hier das Elend, wie groß die Zahl der gefangenen Christen! Die unzulänglichen Mittel, mit denen man ihn ausgerüstet hatte, reichten nur hin, um fünfundachtzig Spanier loszukaufen. Die Gefangenen aus anderen Nationen aber klagten so eindringlich über ihre traurige Lage und die stete Gefahr, in der ihr Glaube unter den fortwährenden Quälereien, Drohungen und Verführungen der Mohammedgläubigen schwebte, dass Serapion, tief gerührt von solch bitterer Not, zum Trost der Verlassenen in Algier zurückzubleiben beschloss. Sein Gefährte Berengar sollte mit den Befreiten heimkehren und in Spanien weitere Summen zu einem hinreichenden Lösegeld sammeln.
Der heilige Wandel des Dieners der christlichen Liebe, seine aufopfernde, völlig selbstlose Fürsorge für die unglücklichen Sklaven wirkten tröstend und aufrichtend auf die christlichen Brüder, verfehlten aber auch nicht den tiefsten Eindruck auf denkende, besseren Gefühlen zugängliche Muselmänner. Der Jünger und heldenmütige Befolger des Evangeliums Christi hatte sogar die Freude, einige der Mauren taufen zu können. Diese Bekehrungen erregten aber den Zorn des Königs von Algier. Er ließ den unbequemen Christusprediger der Tat in den Kerker stecken. Hier wendete man alles an, um ihn abtrünnig zu machen, besonders häufig die bei den Mohammedanern gebräuchliche Tortur der Stockschläge auf die Fußsohlen. Der unerschrockene Bekenner aber bekundete nicht nur laut seine unwandelbare Treue gegen den lieben Heiland Jesus Christus, sondern äußerte auch trotz der grausamen Hiebe seinen Abscheu gegen Mohammed und seine falsche Religionslehre. Mit dieser „Lästerung“ des „großen Propheten“ hatte der Selige sein Leben verwirkt. Der Maurenfürst verurteilte ihn zum Kreuzestod und überließ ihn dem wütenden Christenhass des fanatisierten Pöbels. Dieser hing Serapion zwischen zwei Pfählen, den Kopf nach unten, derart auf, dass seine Hände und Füße die Gestalt eines schrägen Kreuzes, eines sogenannten Andreaskreuzes, bildeten. In dieser Lage schnitten ihm die Unmenschen Glied um Glied vom Leib. Während dieser entsetzlichen Qualen dankte der heldenhafte Martyrer Gott für die Gnade des Glaubens und bat noch als echter Jünger der Liebe für die armen Gefangenen Christen, die weinend dem Leiden ihres Wohltäters und Freundes zusahen, der zu ihrer Rettung sich der eigenen Lebensgefahr ausgesetzt hatte.
Das Jahr des ruhmreichen Martyriums ist das Jahr 1240. Die Wunder, die der Allmächtige durch seinen Blutzeugen wirkte, verschafften ihm in Spanien die kirchliche Verehrung des Volkes, die später, 1728, durch Benedikt XIII. formgemäß gutgeheißen wurde. Das römische Martyrologium nennt Serapion am 14. November; doch wird auch der 7. Dezember als Gedenktag bezeichnet.
Der großen Genossenschaft Unserer Lieben Frau von der Gnade zur Erlösung der gefangenen Christen gehören wir alle an. Am Allerseelentag ist erster Bruderschaftstag und oberstes Titularfest. Wohl dürfen wir nie vergessen, die Mutter der Barmherzigkeit immer wieder um die Befreiung von der Knechtschaft der Sünde und von den Ketten des bösen Feindes anzurufen. Auf alten Bildern und Statuen Mariens finden wir gerade den Türkenkopf und den Halbmond sehr gerne als Sinnbild des Teufels unter den Füßen der Gottesmutter, der erhabenen Siegerin über den Un- und Irrglauben. Aber noch andere, wirklich arme Seelen sind in einer harten, schwer drückenden Gefangenschaft. Unerträglich lang ist ihre Dauer. Mit dem duldenden Hiob führen die leidenden Seelen bittere Klage über ihre Not und Verlassenheit: „Wo ist denn nun mein Harren, und wer achtet auf mein geduldiges Warten?“ (Hiob 17,15) Wir, ihre Mitbrüder und Schwestern, sind es, zu denen die armen Seelen so flehentlich ihre Hände ausstrecken, dass wir für sie das unerlässliche Lösegeld sammeln: Gebete, Überwindungen, Opfer, die Früchte der Heiligen Messe u.a. Maria aber, die Königin des Fegfeuers, die ihre leidenden Kinder so zärtlich liebt, nimmt unsere Genugtuungswerke auf und bringt sie mit den ihrigen vereint vor Gottes Thron. Wir noch ärmere Seelen haben dabei das unermessliche Verdienst, wir werden zu der in ihrer Größe unfassbaren Fähigkeit erhoben, als lebendige Glieder der großen Heilsgemeinschaft, Mercedarier, Helfer, Retter sein zu können, Seelen aus dem dunklen Kerker „zum heiligen Licht, vom Tod zum Leben hinüberführen zu können“.