Heiliger Serenus der Gärtner, Mönch und Märtyrer, + 23.2.307 – Fest: 23. Februar

 

Serenus, ein Grieche von Geburt, verließ seine Güter, Freunde und Vaterland, um Gott in der Einsamkeit zu dienen, d.h., um unverheiratet in den Übungen des Gebetes und der Buße zu leben. Er begab sich nach Sirmium in Pannonien, wo er einen Garten kaufte, den er selbst anbaute und dessen Früchte und Gemüse ihm seinen nötigen Unterhalt gaben. Da die Verfolgung der Christen wieder von neuem ausgebrochen war, versteckte er sich, aus Furcht, verhaftet zu werden. Aber nach einigen Tagen kehrte er wieder in seinen Garten zurück. Eines Tages, als er bei seiner Arbeit im Garten war, kam eine Frau, von zwei jungen Mädchen begleitet, in seinen Garten. Es schien als wollte sie spazieren gehen. „Was suchst du hier?“ sagte Serenus zu ihr, als er sie bemerkte. „Ich bin entzückt durch den Anblick deines Gartens,“ sprach sie, „und komme in der Absicht in ihm zu spazieren.“ – „Eine Frau von deinem Stand,“ erwiderte Serenus, „geht zu dieser Zeit nicht spazieren.“ (Es war die sechste Stunde des Tages oder Mittag. Zu dieser Zeit ging bei den Römern niemand aus, wie dies noch in Italien gebräuchlich ist.) „Du solltest jetzt zu Hause sein. Es ist gewiss, dass dich ein anderer Beweggrund hierhergeführt hat. Du hast dich an mir versehen; entferne dich also bald, und beobachte in Zukunft genauer den Anstand, den dein Geschlecht fordert.“

 

Diese Frau, durch die abweisende Antwort des Heiligen aufgebracht, kehrte beschämt zurück, mit dem Entschluss, sich zu rächen, nicht sowohl, weil ihr der Heilige befahl den Garten zu verlassen, als vielmehr, weil er sich weigerte, ihre schändliche Leidenschaft zu befriedigen. Sie schrieb deswegen ihrem Mann, der unter der Leibwache des Kaisers Maximian diente, und beklagte sich bei ihm über eine vorgebliche Gewalttätigkeit, die Serenus ihr angetan habe. Als ihr Mann diesen Brief erhielt, ging er zum Kaiser und bat ihn um Gerechtigkeit für seine verletzte Ehre. „Gebieter,“ sprach er, „während unser Leben dem Dienst deiner Majestät gewidmet ist, sind unsere Frauen, von uns getrennt, der übermütigen Frechheit eines Verführers preisgegeben.“ Der Kaiser übergab ihm einen schriftlichen Befehl an den Statthalter der Provinz, indem er ihm auftrug, dem beleidigten Gatten vollkommene Genugtuung zu verschaffen. Der Ehemann reiste nach Sirmium, übergab dem Statthalter den schriftlichen Befehl, und bat ihn, die Beschimpfung, die ihm in der Person seiner Frau zugefügt worden war, zu rächen. „Ha! Wer ist der Übermütige,“ rief der Statthalter aus, „der es wagte, sich an der Ehre einer Frau, deren Gatte so nahe um die Person des Kaisers ist, zu vergreifen?“ – „Es ist,“ antwortete der Krieger, „ein elender Gärtner, Serenus genannt.“ Der Statthalter schickte sogleich ihn aufzusuchen, und als er vor ihn kam, fragte er ihn zuerst nach seinem Namen. „Ich heiße Serenus,“ erwiderte er.

 

Der Statthalter: „Welches ist dein Geschäft?“

 

Serenus: „Ich bin ein Gärtner.“

 

Der Statthalter: „Wie konntest du die Kühnheit haben, dich an der Gattin eines Kriegsmannes zu vergreifen?“

 

Serenus: „Noch nie habe ich mich an einer Frau vergriffen.“

 

Der Statthalter: „Man lege ihn auf die Folter, damit er die Schandtat, die er in seinem Garten begangen hat, eingestehe.“

 

Serenus: „Ich erinnere mich, dass vor einiger Zeit zu ungewöhnlicher Stunde eine Frau in meinen Garten kam, um, wie sie vorgab, einen Spaziergang zu machen. Es ist wahr, dass ich mir die Freiheit nahm, ihr vorzustellen, dass es sich für eine Person ihres Geschlechtes und ihres Standes nicht schicke, zu dieser Zeit auszugehen.“ Diese Rede öffnete dem Gatten die Augen über das Betragen seiner Frau; von Scham bedeckt entfernte er sich, ohne weiter in den Statthalter um die Bestrafung eines Mannes zu dringen, den er für unschuldig erkannte.

 

Der Statthalter, betroffen durch die Antworten des Serenus, erkannte indessen, dass er ein rechtschaffener Mann sei, und da er ferner noch bedachte, dass er, weit entfernt, die Schwachheit einer leidenschaftlichen Frau zu missbrauchen, ihr mit edler Freimütigkeit Verweise gegeben habe, kam er auf den Verdacht, dieser Biedermann möge ein Christ sein. Er fuhr deswegen in seinem Verhör fort, um über diesen Punkt Aufschluss zu erhalten. „Wer bist du,“ fragte er ihn weiter, „und welche ist deine Religion?“ – „Ich bin ein Christ,“ antwortete Serenus, ohne sich einen Augenblick zu bedenken.

 

Der Statthalter: „“Wo warst du verborgen, und wie hast du unterlassen können, den Göttern zu opfern?“

 

Serenus: „Es gefiel dem Herrn, mich bis auf diese Zeit aufzubewahren. Er schien mich als einem zu seinem noch untauglichen Stein zurückgeworfen zu haben; allein heute gefiel es ihm, mich wieder hervorzunehmen, um mich auch in meinen Platz zu fügen. Übrigens bin ich bereit, alles für seinen Namen zu leiden, damit er mich mit seinen Heiligen in sein Reich aufnehme.“ – „Wohlan,“ sagte ihm zürnend der Statthalter,“ da du durch die Flucht den Befehlen der Kaiser hast entgehen wollen, und dich verborgen hieltest, um den Göttern nicht zu opfern, so sollst du, zur Sühnung dieser Verbrechen, enthauptet werden.“ Kaum hatte er dieses Todesurteil ausgesprochen, als man den Heiligen ergriff und zur Todesstätte führte, wo er am 23. Februar im Jahr 307 enthauptet wurde.

 

Das alte Martyrologium, das dem heiligen Hieronymus zugeschrieben wird und zu Lucca von Florentinius hausgegeben wurde, verbindet unseren Heiligen mit 62 anderen Christen, die zu Sirmium in verschiedenen Zeiten gemartert wurden; allein die anderen Martyrologien, und besonders das römische, zählen nur 52.

 

Wer von seinem Glauben beseelt ist, wie dieser heilige Märtyrer, wird schon bei dem einfachen Anblick eines Gartens Stoff zu seiner Belehrung finden. Wenn er die Pflanzen betrachtet, wie sie Schösslinge treiben, wachsen und sich immer mehr entfalten, bis sie den vollkommenen Grad der Reife erlangt haben, wird er zu sich selbst sagen: Hier habe ich das Bild, dem ich, um meiner Bestimmung zu entsprechen, ähnlich werden muss. Unaufhörlich muss ich streben an Tugenden zu wachsen und durch alle meine Handlungen, alle meine Gedanken und alle meine Wünsche, als auf ebenso vielen Stufen, zu der Vollkommenheit hinaufsteigen, die Gott von mir fordert. Ich will es aber dabei noch nicht bewenden lassen; nach demselben Ziel will ich alle meine äußerlichen Handlungen richten und mir nie einen anderen Zweck vorsetzen, als Gott zu gefallen und seinen heiligen Willen zu erfüllen. Glücklich der Christ, der solche Gesinnungen hat! Die gleichgültigsten Dinge werden in seinen Händen Mittel zur Heiligung. Wer diesen Geist des Glaubens nicht hat, dem fruchten alle seine Werke nichts, er versäumt die schönste Gelegenheit, sich zu Gott zu erheben, und ist nie im Stande die Pflicht zu erfüllen, die allen Christen obliegt, die Pflicht, stets auf dem Pfad der Gerechtigkeit voran zu schreiten, eine Pflicht, die sich auf den Ausspruch Jesu Christi gründet: Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.