Sapor II., der König der Perser, hörte nicht eher als mit dem Tod auf, die Jünger Jesu zu verfolgen,
(Sapor II., mit dem Beinamen das Lange Leben, hatte zum Vater Hormisdas, den er aber verlor, als er noch im Mutterleib war. Die Magier erklärten ihn vor seiner Geburt zum König und feierten sogar seine Krönung, indem sie die königliche Binde auf den Leib der Königin legten. Er kam zur Welt 310 und starb 380. Den Anfang seiner Regierung rechnet man vom Jahr 309, einige Monate vor seiner Geburt. Er war der neunte König der vierten Dynastie der persischen Herrscher. Der Stammvater dieses Geschlechts war Artaxerxes, der Artaban überwand und tötete, mit dem das Reich der Parther im Jahr nach Christus 223, im 534sten der griechischen oder seleucidischen Zeitrechnung, und im 2ten der Regierung des Kaisers Alexander, ein Ende nahm. Der heilige Maruthas, der Verfasser der Akten unserer heiligen Martyrer, zählt die Jahre dieses Zeitabschnittes auf. Er sagt also, dass die große Verfolgung – in der der heilige Simeon und seine Gefährten des Bekennertodes starben – mit dem 31sten Jahr des Königs Sapor anfängt, dem 117ten des vierten und letzten persischen Stammes, der 418 Jahre bestanden hatte und der mohammedanischen Herrschaft weichen musste.
Sapor war von unerträglichem Stolz, wie man aus seinem Brief an Kaiser Constantius ersehen kann. Er gibt sich darin selbst die Namen: König der Könige, Bruder der Sonne etc. Dann sagt er, dass, weil er alle seine Vorfahren an Tapferkeit und Tugend übertreffe, ihm auch das Recht zukomme, nach einem ausgedehnteren Reich, als es seine Vorfahren besaßen, zu streben. Weil er aber in Milde verfahren wolle, so begnüge er sich mit der Zurückgabe der Länder, die die Römer dem Morgenland geraubt hätten, obgleich alles, vom Tigris bis an den Strymon in Macedonien, seiner Altvordern Eigentum gewesen sei.
Die Apostel trugen die Leuchte des Glaubens zu den Parthern. Man liest beim heiligen Ambrosius, wie auch beim heiligen Paulinus, dass der heilige Matthäus den Äthiopiern, dann den Parthern, Persern und Medern das Evangelium gepredigt habe. Die Epistel des heiligen Johannes, die an die Parther geschrieben ist, hat einige Schriftsteller zu der Behauptung veranlasst, der Lieblingsjünger habe viel zur Bekehrung dieser Völker beigetragen. Die Chaldäer und Perser sagen einstimmig, der heilige Thomas und Thaddäus, einer der 72 Jünger, seien mit Maris und Aghäus die Hauptapostel des Morgenlandes gewesen. Ihnen schreiben sie die Gründung des Stuhles von Seleucia und Ctesiphon zu. Aus dem Zeugnis des Geschichtsschreibers Eusebius erhellt, dass im 2. Jahrhundert sehr viele Christen in Persien angetroffen wurden.)
und dies tat er sowohl aus Hass gegen die römischen Namen als aus Abneigung gegen den christlichen Glauben. Er erregte drei blutige Verfolgungen, im 18., 30. und 31. Jahr seiner Regierung. Die letzte, die die längste und die heftigste war, führt in der Geschichte den Namen der großen Verfolgung. Die Zahl der benannten Märtyrer dieser persischen Verfolgung beläuft sich auf 16.000. Der Ungenannten aber, setzt er mit dem heiligen Maruthas hinzu, seien so viele gewesen, dass es deren Zahl zu bestimmen nie möglich war, so viele Untersuchungen auch die Christen in Persien, Syrien und der mesopotamischen Stadt Edessa darüber angestellt hatten. Unter diese heldenmütigen Bekenner Jesu Christi zählt man vorzugsweise den heiligen Simeon und dessen Gefährten.
Der heilige Simeon hatte den Beinamen Barsaboe, d.h. Sohn des Walkers, von dem Handwerk seines Vaters, wie es bei den Morgenländern üblich war. Er war Jünger des Papas, des Bischofs von Seleucia und Ctesiphon, der 314 ihn zum Gehilfen im apostolischen Amt wählte. Man nimmt gemeinhin an, dass er 26 Jahre und einige Monate Bischof gewesen ist, inbegriffen die Zeit, in der er mit seinem Vorgänger die besagte Kirche regierte. Zur Zeit Simeons wurde vom Kirchenrat zu Nicäa der Sitz von Seleucia und Ctesiphon zur Metropole von ganz Persien erhoben. Auch nahm er an diesem Konzil teil, nicht zwar in eigener Person, sondern durch einen seiner Priester, namens Sciadhustes, der ihm nachfolgte.
(Die Städte Seleucia und Ctesiphon waren nur durch den Tigris getrennt und lagen in schräger Linie einander gegenüber. Seleucia, von den Syrern Selik genannt, hatte den Namen von ihrem Stifter Seleucus Nicanor oder von dessen Sohn. Ctesiphon, am östlichen Ufer des Tigris, war von den Parthern gebaut worden. Beide waren Hauptstädte von Assyrien und dem Reich der Perser unter den arsacidischen Königen. Diese Fürsten hatten dort einen Palast, dessen Ruinen noch lange danach zu sehen waren.
Der erzbischöfliche Sitz von Seleucia und Ctesiphon übte das Primatrecht über alle Kirchen in Persien aus und der erste allgemeine Kirchenrat von Nicäa erklärte, dass er den Vorrang über alle anderen Kirchen hätte, nach den vier Patriarchalsitzen. Dies erhärtet sich aus dem Zeugnis der Orientalen und der arabischen Kanonen. Man sagt, der heilige Simeon sei der erste gewesen, der den Namen Katholisch oder Metropolit von Persien führte.
Als Seleucia und Ctesiphon durch den Krieg 762 zerstört worden waren, erbaute Abdala Abugiaphar Almansor, der zweite der abbacidischen Kalifen, die Stadt Bagdad oder Neubabylon am westlichen Ufer des Tigris, in der Gegend, wo Seleucia stand. Dort wohnte der nestorianische Patriarch, der behauptet, der Nachfolger der alten Katholischen oder Metropoliten von Persien zu sein. Das alte Babylon lag am Euphrat und wahrscheinlich an einem Kanal, durch den er sich in den Strom Tigris mündete. Diese beiden Flüsse waren 200 Stadien voneinander entfernt, da wo sie den Städten Seleucia und Babylon am nächsten flossen. Bei ihrer Mündung waren sie ca 25 römische Meilen voneinander entfernt.)
Dies ist alles, was man bis zu seinem Märtyrertod von ihm weiß. Hier nun zugefügt die Akten seines Triumphes, die vom heiligen Maruthas chaldäisch geschrieben wurden.
Im Jahr nach Christi Geburt 340, im 117sten des persischen Reiches, im 31sten der Regierung Sapors, des Königs der Könige, erhob sich eine blutige Verfolgung gegen die Kirche, zu der Sapor durch die Magier aufgehetzt worden war. Sie begann mit einer königlichen Verordnung, die bei Strafe der Knechtschaft sich zur christlichen Religion zu bekennen verbot und die Christen mit ungeheuren Abgaben belastete. Hierüber schrieb der heilige Simeon dem König, aber mit jener edlen Freimütigkeit, die nur der wahrhaft apostolische Geist einflößen kann. Er antwortete auf die, ihm und seinem Volk gemachten, Drohungen:
„Da Jesus Christus sich freiwillig für die Welt dem Tod hingegeben und mit seinem Blut sie erkauft hat, wie könnte ich denn fürchten, mein Leben hinzugeben für ein Volk, für dessen Heil zu arbeiten meine Pflicht ist? Ich begehre nicht Vermehrung meiner Tage, wenn ich ohne Frevel nicht leben kann. Gott erlaubt mir nicht, die Verlängerung meines Lebens zum Schaden der Seelen zu befördern, für die sein Sohn gestorben ist. So feige bin ich nicht, dass ich fürchten sollte, in die Fußstapfen meines Heilandes zu treten, durch seine Gnade fühle ich Kraft in mir, teilzunehmen an seinem Opfer. Und auch mein Volk wird wissen, zu sterben für den Glauben, in dem es sein Heil findet.“
Über diesen Brief geriet der König in heftigen Zorn. Er gab sogleich Befehl, die Priester und Diakonen zu morden, die Kirchen zu zerstören und das Kirchengerät der Christen durch unheiligen Gebrauch zu entweihen. „Den Simeon aber,“ setzte er hinzu, „diesen Simeon, der den Gott des römischen Kaisers anbetet, und den Meinigen höhnt, den führe man herbei, dass er von mir verurteilt werde.“ Die Juden, die angestammten Feinde der Christen, benützten diese Gelegenheit, um den Fürsten noch mehr gegen sie aufzubringen. „Großer König,“ sagten sie ihm, „nichts ist gerechter als dein Zorn. Wenn du dem Cäsar schreibst, wird er deine Briefe nicht achten: so aber Simeon ihm einige Zeilen schickt, da wird er aufstehen beim Empfang. Er wird sie ehrerbietig küssen und befehlen, dass alles, was sie enthalten, vollzogen werde.“
Simeon wurde, dem Befehl des Königs gemäß, in Bande gelegt, mit zwei von den zwölf Priestern seiner Kirche. Sie nannten sich Abdhaikla und Hananias. Man führte sie ab zum König, der damals in einer der östlichen Provinzen seines Reiches sich aufhielt. Als Simeon durch seine Vaterstadt Susa zog, bat er, man möchte ihn nicht vorbeiführen vor einer Kirche, die durch die Magier in eine Synagoge der Juden verwandelt worden war. (Die Magier hatten unter persischer Herrschaft mächtigen Einfluss. Als aber die Mohammedaner sich des Reiches bemächtigt hatten, verurteilten sie mehrere von ihnen zu Tode und verbannten ihre Sekte aus den Städten. Man trift noch einige an in den Gebirgen und in Caramanien. Der Name Magier ist chaldäischen Ursprungs und heißt so viel wie betrachten und sich mit Erkenntnis der Dinge beschäftigen. Die Magier waren eine Art Philosophen, die den Schwärmereien der Weissagung und der Sterndeuterei sehr ergeben waren.) Da seine Führer sehr eilten, kam man nach einigen Tagen nach Ledan, in die Hauptstadt des Landes der Huziten, einem Bergvolk, das die Griechen und Lateiner Uxier nennen. Sie bewohnen die Ufer des Oxios, östlich von der Landschaft Susiana.
Als Sapor erfuhr, dass der Christen Haupt in Ledan ist, befahl er, ihn vorzuführen. Da Simeon nicht nach allgemeinem Landesbrauch ihn anbetete und Sapor ihn fragte, warum er es unterlässt, was er sonst getan hatte, antwortete er: „Zuvor war ich nie mit Banden beladen und, um meinen Gott zu verleugnen, vor dich geführt worden.“
Die Magier klagten ihn des Einverständnisses mit den Feinden an, und erklärten ihn des Hochverrates und daher des Todes schuldig. Simeon aber sagte ihnen: „Ihr Witzfiguren, ist es nicht genug, dass ihr dieses Königreich verdorben habt? Wollt ihr uns für eure Frevel die Schuld geben?“
Milderen Blickes wandte sich der König zu ihm: „Glaub es mir, Simeon, ich meine es gut mit dir! Bete die Sonne an, es wird dir und deinem Volk hilfreich sein.“ Simeon antwortete: „Wie soll ich die Sonne anbeten, da ich dich nicht anbete, der du edlerer Natur bist als die Sonne? Wir erkennen nur einen Herrn, Jesus, den Gekreuzigten.“
„Wenn du“, erwiderte der König, „einen lebendigen Gott anbetest, so möchte ich deine Torheit noch entschuldigen, aber einen Menschen, der an einem verfluchten Holz starb! Besinne dich! Bete die Sonne an, deren Gottheit alles huldigt! Tust du es, so verheiße ich dir Ehre, Reichtum, die höchsten Würden in meinem Reich.“ – Simeon: „Du hast keinen wahren Begriff von Jesus Christus. Er ist der Menschen Schöpfer, Herr der Sonne, die bei seinem Tod, ihre Trauer zu bezeugen, sich verhüllte. Herrlich entschwang er sich dem Grab und stieg auf in den Himmel aus eigener Kraft. Die Ehren, die du mir verheißt, reizen mich nicht, andere Ehren bereitet mir mein Gott, die weit edler sind.“
Der König: „So schone doch dein Leben und das Leben von zahllosen Menschen, die zugrunde gehen werden mit dir, wenn du in deiner Halsstarrigkeit verharrst.“ – Simeon: „Wenn du solch einen Frevel begehst, wirst du Seine Größe fühlen und die Strafe leiden an jenem Schreckenstag, an dem der höchste Richter die strengste Rechenschaft deiner Handlungen von dir einfordern wird. Was mich anbelangt, so überlasse ich dir mit Vergnügen die Überreste eines armseligen Lebens.“
Der König: „Je nun! So stürze ins Verderben! Aber deine Anhänger tun mir leid. Ich werde versuchen, durch Strenge der an dir zu vollziehenden Strafe sie von ihrer Torheit zu heilen.“ – Simeon: „Die Erfahrung wird dich lehren, dass Christen das ewige Leben dem zeitlichen nicht aufopfern. Sie würden dein Diadem nicht eintauschen gegen den unsterblichen Namen, den Jesus Christus ihnen gab.“
Der König: „Weigerst du dich, mich und die Sonne, die Gottheit des ganzen Orients, in Gegenwart der Gewaltigen meines Reiches fußfällig zu verehren, so werde ich dir morgen dein schönes Angesicht und die Wohlgestalt deines Leibes mit Streichen verunstalten lassen.“ (Der heilige Maruthas bezeugt, dass Simeon ein Mann von ausgezeichneter Wohlgestalt gewesen sein und dass die Würde seines Angesichtes auch seinen Feinden Ehrerbietung abgewonnen habe.) – Simeon: „Du stellst dich der Sonne gleich, die du doch zur Gottheit machst, obgleich du größer bist als sie. Wenn du meinen Leib verunstaltest, so achte ich dessen nicht, und weiß, dass der, der ihn mir gab, ihn dereinst schöner wieder herstellen wird.“
Sapor, der nun alle Hoffnung aufgab, die Standhaftigkeit des Bekenners zu erschüttern, ließ ihn abführen und die Nacht hindurch in einem engen Kerkerloch verwahren. Am folgenden Tag sollte er wieder vorgeführt werden.
Am Tor des Palastes stand ein alter Entmannter, Guhsciatazades genannt, der erste der Großen des Hoflagers, den der König Sapor erzogen hatte. (Guhsciatazades bedeutet im Chaldäischen einen Mann von hohem Stand. Sozomenus nennt ihn Usthazanes. „Dieser Oberkämmerer war ein Entmannter. Der Gebrauch, solche am Hof zu haben, und ihnen sowohl die Person des Königs als auch die wichtigsten Geschäfte anzuvertrauen, wurde schon vom großen Cyrus, dem es zum gerechten Vorwurf gereicht, nach seiner Eroberung von Babylon bei den Persern eingeführt.“) Er bekleidete die Stelle eines Arzabades oder Oberkämmerers. Er hatte sich früher zur christlichen Religion bekannt, nun aber, um dem König nicht zu missfallen, betete er seit einiger Zeit die Sonne an. Als dieser den heiligen Bischof vorbei in den Kerker führen sah, wurde er vor Ehrfurcht ergriffen, warf sich auf die Knie und begrüßte ihn: aber Simeon wandte den Blick von ihm ab, um ihm seinen Abscheu vor dem Abfall bemerkbar zu machen. Der Oberkämmerer, durch dieses Stillschweigen betroffen, ging in sich, brach in Tränen aus und schrie: „Ich Unseliger! Ist die Bezeigung der Unzufriedenheit Simeons mir so empfindlich, wie werde ich bestehen vor dem Zorn Gottes, den ich verleugnet habe!“ In diesen Gedanken vertieft eilte er nach Hause, legte sein Feierkleid ab, hüllte sich in ein schwarzes Gewand, das die Perser zur Zeit der Trauer zu tragen pflegten, und kehrte wieder zur Pforte des Königs zurück.
Als der König erfuhr, was vorgegangen war, ließ er den Kämmerer um die Ursache seines Benehmens fragen. Da ihm aber die Antwort nicht genügte, ließ er ihn vor sich kommen. „Hat ein böser Geist sich deiner bemächtigt?“ fragte er ihn. – „Nicht so, o König,“ erwiderte der Kämmerer. „Wer hatte je stärkere Ursache zu trauern als ich? An Gott habe ich mich versündigt, indem ich die Sonne anbetete. Auch an dir, indem ich eine Anbetung heuchelte, die mein Herz verdammt.“
„Wie,“ sagte Sapor, in Wut aufbrausend, „das soll dich betrüben? Je nun, ich werde dich schon zurechtweisen, wenn du dir nicht auf der Stelle diese närrischen Gedanken aus dem Sinn schlägst.“ – Der Kämmerer: „Ich rufe den Herrn des Himmels und der Erde zum Zeugen an, dass ich dir hierin nicht mehr gehorchen, nicht wieder einen Frevel begehen werde, den ich mit den bittersten Schmerzen bereue. Ich bin Christ, und ich erkläre dir, o König, dass ich nicht, um Menschen mir gefällig zu machen, treulos handeln will gegen Gott!“
Der König: „Ich habe Mitleid mit deinem Alter und es tut mir weh, dass du den Lohn für deine langen Dienste verlieren willst. Ich beschwöre dich, entsage den Vorurteilen eines liederlichen Haufens, oder du zwingst mich, auch über dich die ihnen bestimmten Strafen zu verhängen.“ – Der Kämmerer: „Wisse, dass ich nimmerhin den wahren Gott verlassen und bloße Geschöpfe anbeten werde.“
Der König: „Diesem nach bete wohl auch ich Geschöpfe an?“ – Der Kämmerer: „Allerdings, o König, und sogar unbeseelte, vernunftlose Geschöpfe.“
Bei diesen Worten fuhr der König in Zorn auf, befahl, den Bekenner zu foltern, gab aber der Fürbitte der Gewaltigen am Hoflager nach, die von ihm den Befehl bewirkten, dass der Kämmerer sogleich getötet wurde.
Als er zum Tod geführt werden sollte, ließ er den König bitten, er möchte kundtun, dass er hingerichtet würde, weil er dem Christentum nicht habe abschwören wollen. Seine Absicht dabei war, das Ärgernis wieder gut zu machen, das er durch seinen Abfall gegeben hatte. Aus entgegengesetzter Ursache bewilligte Sapor ihm die Bitte. Er hoffte, dass ein treuer, wegen des Christentums hingerichteter, Diener Aufsehen erregen und sein Tod die Perser von dieser Religion abschrecken würde. Hätte er die Christen besser gekannt, er würde gesehen haben, dass die Hinrichtung dieses mutigen Dieners dieselben im Bekenntnis ihres Glaubens nur noch mehr befestigen musste. Der heilige Greis wurde am grünen Donnerstag enthauptet.
Als Simeon im Kerker den Märtyrertod des Guhseizatazades erfuhr, dankte er Gott, und verspürte in sich glühendes Verlangen nach gleicher Gnade. „O des glücklichen Tages!“ rief er aus, „o o des glücklichen Tages, an dem ich für Jesus Christus sterben werde! Er wird mich erlösen von den Gefahren und Armseligkeiten dieses Lebens und mir die Krone erwerben, nach der ich schon so lange Zeit inbrünstig geseufzt habe. Alsdann werden meine Leiden aufhören. Alsdann werden abgetrocknet werden meine Tränen, die ich unaufhörlich vergieße.“ Indem er also redete, hatte er seine Hände gen Himmel erhoben. Die zwei Priester, Abdaikla und Hananias, die mit ihm eingekerkert waren, sahen mit Bewunderung sein schönes Antlitz von der Liebe Gottes wie verklärt. Simeon brachte die Nacht vom grünen Donnerstag im Gebet zu. „O Jesus,“ sagte er, „erhöre mich, so unwürdig ich auch deiner Erbarmungen sein mag! Lass mich trinken den Todeskelch an dem Tag und in der Stunde deines Leidens, dass man doch wisse, dass Simeon seinem Herrn gehorsam und ihm sogar das Leben geopfert habe!“
Als der Heilige am folgenden Tag vor den König geführt wurde und wie bereits vorher sich weigerte ihn anzubeten, fragte ihn der Fürst: „Welches ist nun das Ergebnis der Betrachtungen, die du diese Nacht hindurch angestellt hast? Wirst du dir meine Güte zunutze machen, oder beharren in deiner Halsstarrigkeit und in dieser Raserei, durch deren Antrieb du den Tod vorgezogen hast? Bete die Sonne nur ein einziges Mal an, ich werde dich hinfort in Ruhe lassen. Unter dieser Bedingung sollst du die Freiheit erhalten und ich werde sogar als Hort gegen deine Feinde mich beweisen.“ – Simeon erwiderte: „Da sei Gott vor, dass ich solche Sünde tun, dass ich solches Ärgernis geben sollte.“
Der König: „Das Andenken unserer alten Freundschaft hat mich bewogen, milde Wege einzuschlagen. Weil sie nun aber nutzlos sind, so mögest du dein Unglück dir selber zuschreiben.“ – Simeon: „Lass ab, o König! Lass ab von deinen Versuchen, mit freundlichem Wort mich zu bereden. Verzögere nicht das Opfer! Der Tisch ist bereitet. Mich verlangt nach dem seligen Augenblick, teilzunehmen an dem heiligen Mahl, zu dem der Herr mich einlädt.“
Der König wandte sich an seine Hofleute mit den Worten: „Seht die Torheit des Mannes, der lieber sterben als seinen ihm eigenen Meinungen entsagen will.“ Er verurteilte ihn zur Enthauptung.
Hundert andere Christen wurden sogleich aus dem Gefängnis herbeigeführt, um sie dem Tod zu überantworten. Fünf davon waren Bischöfe, einige andere Priester und Diakonen und die übrigen von geringeren Ordnungen der Geistlichkeit, aber alle dieses Standes, weil bis dahin nur die Geistlichen mit dem Tod bestraft wurden.
Der Oberrichter sagte ihnen, sie könnten sich retten, wenn sie die Sonne anbeteten: einstimmig aber erwiderten sie, dass sie lieber alle Arten von Peinigungen erdulden wollten, als durch schändlichen Abfall den wahren Gott beleidigen. Nun begann die Vollziehung des Urteils. Simeon sollte Zeuge des Todes seiner Gefährten sein, weil man noch glaubte, er würde sich erschüttern lassen. Er aber ermutigte seine Brüder zum Bekenntnis des Glaubens und tröstete sie durch die Hoffnung der glückseligen Auferstehung. Nachdem die hundert Christen enthauptet waren, empfing auch Simeon die Märtyrerkrone mit seinen Bandesgenossen Abdaikla und Hananias.
Als Hananias entkleidet war, wandelte ihn plötzlich unwillkürlicher Schauer an. Das merkte Phusikius, der seit kurzem zum Karugabar oder Oberaufseher der königlichen Arbeiten aufgestellt war. „Sei getrost, Hananias,“ rief er ihm zu, „schließe die Augen, noch einen Augenblick und du wirst das göttliche Licht Jesu Christi schauen.“
Sogleich wurde Phusikius vor den König geführt, auf dass er ihm Reschenschaft gebe von dem, was er gesprochen hat. Der Fürst warf ihm Undankbarkeit vor, mit der er seine Wohltaten erwidert habe. Dieser gab zur Antwort: „Gerne möchte ich mein Leben vertauschen gegen den Tod dieser edelmütigen Christen! Ich entsage, o König, den Ehren, die du mir verliehen hast. Sie erfüllten mit Unruhe mein Herz. Eine Gnade wollest du mir gewähren! Geselle mich zu denen, von deren Tod ich Zeuge war. Nichts kann seliger sein als ihr Tod.“
„Wie! diesen Tod ziehst du deiner Würde vor,“ rief der König aus, „bist du noch bei Sinnen?“ – Phusikius: „Wohl bin ich bei Sinnen, o König! aber ich bin ein Christ, darum scheint mir der Tod bei fester Zuversicht auf Gottes Erbarmungen allen Ehren, die du mir geben kannst, weit vorzuziehen.“
Wütend verurteilte ihn Sapor zu einer schrecklichen Todesstrafe. Der Hals wurde ihm von den Henkern durchgeschnitten und die Zunge ihm ausgerissen. In dieser unerhörten Qual atmete er den Geist aus. Er hatte eine Tochter, die sich der Jungfrauschaft geweiht hatte. Auch sie wurde herbeigeführt und zum Tode verurteilt.
Der heilige Simeon starb am 17. April 341 und so wurde sein Verlangen, am Tag der Todesfeier Jesu Christi zu sterben, erfüllt. Der heilige Maruthas hat die Überbleibsel des heiligen Bischofs und anderer Märtyrer dieser Verfolgung gesammelt und sie in die Kirche seines bischöflichen Sitzes in Mesopotamien gebracht, die später den Namen Martyropolis (Märtyrerstadt) bekam. Unser Heiliger steht unter dem 21. April im römischen Martyrologium. In den Menäen der Griechen aber unter dem 17. Desselben Monats. Das Menologium des Kaisers Basilius feiert sein Andenken am 14. April.