Am 18. Juli 1482 starb zu Krakau an der Pest Simon, Franziskanermönch.
Simon hatte von seiner Jugend her die Gewohnheit beibehalten, Marien die zärtlichsten Namen beizulegen, so groß war die Andacht und die Liebe, die er zu ihr hegte. Er ließ keinen Tag vergehen, ohne ihr den Zoll irgend eines inbrünstigen Gebetes darzubringen. Nachdem er in den Orden eingetreten war, verdoppelte er seinen Andachtseifer. Außer den Tagzeiten und dem Rosenkranz, die er alltäglich betete, fastete er oft zu ihrer Ehre, besonders am Samstag. Auf der Tür seiner Zelle standen die Verse geschrieben, die er selbst verfasst hatte. Hier folgt eine Probe, sie zeugt von seiner heißen Liebe zur Mutter Gottes:
Wer du auch einst in dieser Zelle die Andacht hier wirst üben,
Lerne stets des Heilands Mutter aus des Herzens Grunde lieben.
Diese Liebe wird dich sicher führen zu des Himmels Chören,
Um die Himmels-Mutter ewig nebst dem Sohne zu verehren,
Meiner auch gedenkend, welcher hinterließ dir diese Lehren.
Jene rufe an ein jeder, welchen drückt der Sünde Leid;
Rein und würdig wird er werden für des Himmels Seligkeit.
Um seiner Beschützerin zu gefallen, bewahrte Simon die Blüte der Jungfräulichkeit stets unbefleckt, was ihm die Gnade verdiente, mit mehreren Besuchen vom Himmel beglückt zu werden. Er bestrebte sich auch, die Liebe Mariens zum Stillschweigen nachzuahmen, indem er sich erinnerte, dass im Evangelium nur fünf Mal erwähnt wird, dass die heilige Jungfrau gesprochen hat.