Da der heilige Plato, der Abt von Symboleon, auf dem Berg Olympus in Bithynien in notwendigen Angelegenheiten nach Konstantinopel kam, wurde er wie ein Himmelsbote aufgenommen. Seine Beispiele und seine Ermahnungen wirkten zahlreiche Bekehrungen in dieser Stadt. Er machte dem Hass und den allda herrschenden Streitigkeiten ein Ende; griff das Laster von allen Seiten an, und gründete auf dessen Trümmern das Reich der Tugend. Kurz nach seiner Rückkehr in sein Kloster entschloss sich die erlauchte Familie seiner Schwester Theoktiste, der Welt zu entsagen und seinem Beispiel zu folgen. Sie stiftete die Abtei Sakkudion oder Sakkude bei Konstantinopel im Jahr 781. Unter den Ordensgenossen dieser heiligen Gemeinde zeigte niemand größeren Eifer als der damals 22jährige Theodor, Theoktistes Sohn. Im folgenden Jahr bewog man, jedoch nicht ohne viele Schwierigkeiten, den heiligen Plato, dass er seine Abtei niederlegte, und die Leitung des neuen Klosters übernahm. Theodor machte in der Tugend und in den auf die Religion sich beziehenden Wissenschaften außerordentliche Fortschritte; als 794 der heilige Plato, sein Oheim, das Vorsteheramt niederlegte, um als einfacher Ordensmann seine Tage zu beschließen, wurde er von der Genossenschaft einstimmig zum Abt gewählt.
Im folgenden Jahr verstieß Kaiser Konstantin seine rechtmäßige Gemahlin Maria, mit der er sieben Jahre gelebt hatte, und heiratete Theodata, eine nahe Anverwandte des heiligen Plato und des heiligen Theodor. Die beiden Diener Gottes erklärten sich laut gegen ein solches Ärgernis. Der Kaiser wünschte aber nichts sehnlicher als den Theodor zu gewinnen, wozu er sich selbst der Theodata bediente, in der Hoffnung seinen Zweck zu erreichen. Sie bot alles auf, Geschenke, Versprechungen, Verwandtschaftsrücksichten; allein alle ihre Bemühungen blieben fruchtlos.
Der Schritt, zu dem sich der Kaiser herabließ, dass er nämlich selbst in das Kloster ging, brachte keine bessere Wirkung hervor; denn weder der Abt noch die Genossenschaft erschien zu seinem Empfang. Konstantin, jetzt seines Zorns nicht mehr Meister, war nicht sobald in seinen Palast zurückgekehrt, als er zwei seiner Hofleute in das Kloster schickte mit dem Befehl, den Abt Theodor, und die ihm am meisten ergebenen Mönche stäupen zu lassen. Diese Züchtigung wurde an dem Abt und zehn seiner Ordensgenossen mit der größten Grausamkeit vollzogen; so dass von ihrem ganzen Leib das Blut herabrann. Alle litten die Misshandlung ohne die mindeste Klage, mit Sanftmut und Geduld. Hierauf wurden sie nach Thessalonich verwiesen, wobei noch an jedermann das Verbot erging, sie aufzunehmen, oder für sie auf irgendeine Weise zu sorgen; so konnte ihnen keiner von den Äbten des Landes zu Hilfe kommen. Der heilige Plato wurde in die Abtei zum heiligen Michael eingeschlossen.
Der heilige Theodor schrieb von Thessalonich die einzelnen Begebenheiten seiner Reise und verband damit einen Bericht über die erduldeten Leiden. Auch schrieb er an Papst Leo III., der in seiner Antwort dessen Weisheit und Standhaftigkeit große Lobsprüche beilegte.
Inzwischen wurde der Kaiser durch seine Mutter Irene, die sich die höchsten Beamten zu gewinnen wusste, vom Thron gestürzt. Man stach ihm mit grausamer Unmenschlichkeit die Augen aus, und er starb im Jahr 797. Irene regierte hierauf allein fünf Jahre lang, und rief die Verbannten zurück. So kam Theodor wieder nach Sakkudion und versammelte seine zerstreute Genossenschaft. Allein da er sich den Anfällen der Muselmänner oder Sarazenen preisgegeben sah, die ihre Streifzüge bis an die Tore von Konstantinopel ausdehnten, fasste er den Entschluss, sich innerhalb der Stadtmauern zurückzuziehen. Der Patriarch und die Kaiserin boten ihm das Kloster Studium an, so genannt von seinem Stifter Studius, einem edlen Römer. Konstantin Kopronymus hatte die vorher darin wohnende Genossenschaft vertrieben. Theodor nahm den Antrag an, und er hatte den Trost zu Studium eine Gemeinde von mehr als tausend Brüdern aufblühen zu sehen: von diesem Kloster erhielt er auch den Beinamen Studita.
Im Jahr 802 wurde Irene durch Nikephor, ihren ersten Schatzmeister, des Reiches beraubt, und auf die Insel Lesbos verbannt, wo sie 803 starb. Nikephor hatte am letzten Oktober des vorhergehenden Jahres den Purpur angelegt. Er war ein Mann von falschem und verstelltem Charakter, rachsüchtig und grausam gegenüber allen, die er als seine Feinde in Verdacht hatte. Öffentlich erklärte er sich zu Gunsten der Manichäer oder Paulizianer, die in Phrygien und Lykaonien zahlreich waren. Für ihre Aussprüche und abergläubischen Gebräuche war er bis zur Tollheit eingenommen. Er unterdrückte die Bischöfe und Klöster, die sich zur Lehre der katholischen Kirche bekannten; und da ihm einer seiner Freunde vorstellte, er habe sich durch seinen Geiz und seine Gottlosigkeit dem ganzen Reich verhasst gemacht, gab er ihm diese eines Tyrannen würdige Antwort: „Mein Herz ist verhärtet, erwarte nie etwas anderes von Nikephor, als was du siehst.“
Als er gegen die Bulgaren im Jahr 811 zu Felde ziehen wollte, suchte er den Theodor für sich zu gewinnen, der ihm unerschrocken seine Gottlosigkeit vorgehalten hatte. Er sandte von seinen Hofleuten, um den heiligen Abt nach seinem Sinn zu stimmen. Der Mann Gottes redete aber mit ihnen, wie er selbst mit dem Kaiser, dessen Stellvertreter sie waren, würde gesprochen haben: „Du sollst von Reue durchdrungen sein, und das Übel nicht unheilbar machen. Du begnügst dich nicht die anderen an den Rand des Abgrundes zu führen, du wirfst sie mit dir hinein. Der, dessen Auge alles sieht, erklärt dir durch meinen Mund, dass du aus diesem Feldzug nicht mehr zurückkehrst.“ Nikephor rückte mit überlegener Kriegsmacht in die Bulgarei, und weigerte sich, die vom feindlichen König Crummius ihm gemachten Vorschläge anzunehmen. Der beschloss daher in der Verzweiflung entweder zu siegen oder zu sterben. Es gelang ihm Nikephor zu umzingeln, und ihn in dessen eigenem Gezelt am 25. Juli desselben Jahres zu erschlagen. Die Regierung dieses Kaisers hatte 8 Jahre und 9 Monate gewährt. Mehrere Patrizier und die Blüte des christlichen Heeres fanden ihr Grab in diesem Krieg; von den Übriggebliebenen wurde ein großer Teil in die Gefangenschaft geschleppt. Die Bulgaren, die noch Götzendiener waren, suchten durch verschiedene Peinigungen die Christen zur Glaubensverleugnung zu zwingen, und mehrere empfingen die Märtyrerkrone. Die Griechen verehren diese Glaubenshelden am 23. Juli. Crummius ließ aus Nikephors Hirnschädel einen Becher sich bereiten, aus dem er, nach altem seytischen Brauch, bei Festlichkeiten trank. Sthauratius, Nikephors Sohn, wurde hierauf zum Kaiser ausgerufen; da er aber im letzten Gefecht stark verwundet worden war, ging er in ein Kloster, wo er auch zu Anfang des folgenden Jahres an seinen Wunden starb.
Zwei Monate nach Nikephors Tod wurde Michael Kuropalates, mit dem Beinamen Rangabe, der Prokopia, Nikephors Tochter, geheiratet hatte, als Kaiser gekrönt. Der war ein freigebiger, prachtliebender, gottesfürchtiger Mann, und ein eifriger Beschützer der katholischen Lehre. Durch seine Bemühungen wurden alle Spaltungen in der Kirche von Konstantinopel beigelegt, und die Versöhnung zwischen dem Patriarchen Nikephor und dem heiligen Plato und Theodor erwirkt. Die Paulizianer ließ er bestrafen, und einige sogar enthaupten. Allein der Patriarch legte für die Unglücklichen Fürbitte ein, indem er dem Kaiser vorstellte, es sei besser an ihrer Bekehrung zu arbeiten, als sie zu töten, obgleich sie der schrecklichsten Gräueltaten schuldig wären. Diese Ketzer wurden Paulizianer genannt von einem Armenier, namens Paul, der aus Konstantinopel entfloh, und in Kappadocien eine Schule errichtete. Er gab sich als vom Himmel erleuchtet aus, und war 30 Jahre lang das Haupt dieser Sekte. Nach seinem Tod verteilte sie sich in mehrere Zweige, die alle in schaudervolle Unzucht versanken.
Kaiser Michael fasste, nach seiner durch die Bulgaren erlittenen schmachvollen Niederlage, den Entschluss, dem Reich zu entsagen. Leo der Armenier, Statthalter von Natolien, und Sohn des Patriziers Bardas, der hiervon Kenntnis erhielt, ergriff nun geeignete Maßregeln, sich des Purpurs zu versichern. Er wurde auch am 11. Juli erwählt und zum Kaiser ausgerufen. Michael, seine Gemahlin und seine Kinder zogen sich in ein Kloster zurück. Leo verteidigte Konstantinopel gegen die Barbaren; allein, da er durch eine verlangte Unterredung dem Leben ihres Königs nachstellte, wurde dieser durch eine solche Treulosigkeit so sehr verbittert, dass er Hadrianopel angriff und wegnahm. Der Erzbischof und die Bewohner dieser Stadt wurden als Gefangene in die Bulgarei geschleppt, wo sie mehrere Götzendiener zum christlichen Glauben bekehrten. Der Eifer, womit der Erzbischof und 376 andere Gefangene das Evangelium verkündigten, erregte den Zorn des auf Crummius folgenden Königs, der sie daher grausam hinrichten ließ. Die Griechen gedenken ihrer am 22. Januar als Märtyrer.
Während dieser Verwirrungen genoss Theodor die Zurückgezogenheit in seinem Kloster, und machte jeden Tag neue Fortschritte in der Tugend. Er liebte das Streben nach Wissenschaft, verband aber damit jene Demut, ohne die die Kenntnisse nur den Hochmut des Geistes nähren. Er wusste wohl, dass diese Demut und die Reinheit des Herzens den Geist aufhellen und die Neigung läutern; dass, nach Cassians Bemerkung, unmöglich eine verunreinigte Seele die Gabe der geistlichen Wissenschaft, und ein nicht abgetötetes Herz die Gabe der göttlichen Liebe erlangen könne. Theodors Friede wurde jedoch getrübt durch einen Sturm, der die morgenländische Kirche bedrohte.
Leo, der Armenier, hatte sich für die Irrlehre der Bilderstürmer erklärt, welche Leo, der Jsaurier, 725 aufgebracht hatte; er befahl sogar dem Patriarchen Nikephor die Verehrung der Heiligenbilder abzustellen, der ihm aber antwortete: „Wir können die alten Überlieferungen nicht verändern. Wir verehren die Bilder, wie wir das Kreuz und das Evangelienbuch verehren, obgleich hierüber nichts geschrieben ist.“ Diese Einwendung war um so bündiger, da die Bilderstürmer zugeben, man müsse das Kreuz und die Evangelien verehren. Der Patriarch wurde deswegen im Jahr 815 seines Amtes enthoben, und ein Ikonoklast auf seinen Sitz erhoben. Dieser war Theodor Cassitera, Stallmeister des Kaisers, der bis dahin im Laienstand gelebt hatte, und weder die einem Bischof notwendigen Kenntnisse noch Eigenschaften besaß. Kaum war Nikephor abgesetzt, als die Ikonoklasten anfingen die Heiligenbilder zu verstümmeln, zu zerschlagen, zu verbrennen und sie auf manchfache Weise zu verunehren.
Der heilige Theodor Studita wollte, so viel an ihm lag, dieses Ärgernis gut machen. Er ließ daher bei der Prozession am Palmsonntag die Bilder von seinen Mönchen mittragen, und Lieder singen, wodurch sie ihren Glauben an die von den Ketzern bestrittene Lehre an Tag legten. Als der Kaiser dieses erfuhr, verbot er dem heiligen Abt unter den strengsten Strafen, noch einmal eine solche Prozession zu halten. Theodor ließ dessen ungeachtet von seinem Eifer nicht ab. Der Kaiser verwies ihn daher nach Mysien ins Elend, mit der Weisung, ihn in der Burg Mesope bei Apollonia eng zu verwahren. Doch auch dadurch wurde der Eifer des Heiligen nicht vermindert. Da er die Katholiken nicht mehr durch mündliche Zusprache aufmuntern konnte, tat er es durch Briefe. Der Kaiser, der diesen Briefwechsel entdeckte, ließ den heiligen Abt in den Turm Bonit in Natolien verschließen, und befahl, dass er in Gegenwart des Niketas solle gestäupt werden. Theodor legte selbst sein Gewand ab, und bot seinen durch strenges Fasten abgemagerten Leib den Streichen dar. Dieser Anblick rührte des Niketas, und er fühlte sich sogar von Ehrfurcht gegen den Diener Gottes durchdrungen. Er stellte sich, als wolle er allein den kaiserlichen Befehl vollstrecken, schlug dann auf ein Schaffell, damit die draußen Stehenden es hörten, und färbte mit Blut aus seinem eigenen Arm die Ruten, die er beim Hinausgehen zeigte. Dann stellte er sich, als sei er durch die Anstrengung erschöpft, gleichsam außer Atem gekommen. Durch diese wohlgemeinte List blieb Theodor verschont, und er fuhr fort zur Verteidigung der Katholiken Briefe zu schreiben.
Die merkwürdigsten seiner Briefe sind jene, die er an die Patriarchen und an Papst Paschal schrieb. Zum Statthalter Christi sagte er: „Leihe mir Gehör, apostolischer Bischof, von Gott zur Bewachung der Herde Jesu aufgestellter Hirt; du, dem die Schlüssel des Himmels übergeben sind; du, der Stein, auf den die Kirche gebaut ist; denn du bist Petrus, weil du auf dessen Stuhl sitzt . . . Komm uns zu Hilfe.“ Als der Papst den Afterpatriarchen Theodor und alle Bilderstürmer mit dem Kirchenbann belegt hatte, schrieb ihm der Heilige einen Brief, worin er ihn, nach Beglückwünschung seines Eifers, sagt: „Du bist seit dem Anbeginn die reine Quelle des wahren Glaubens; du bist der sichere Hafen der allgemeinen Kirche, ihre Freistätte gegen die Stürme der Ketzerei, die von Gott auserwählte Zukunftsstadt für das Heil seiner Kinder.“ Aus Theodors Briefen und aus anderen Denkmälern ersieht man auch, dass die fünf Patriarchen einhellig die neue Irrlehre verwarfen.
Theodor und sein Schüler Nikolaus hatten das Glück, mehrere Ikonoklasten zu bekehren. Allein diese Bekehrungen zogen ihnen die grausamsten Misshandlungen zu. Man hängte sie beide schwebend in die Lüfte, und gab jedem hundert Rutenstreiche, dann warf man sie in einen dunklen und ungesunden Kerker, wo sie niemand sehen durfte. In diesem Gefängnis erduldeten sie drei Jahre lang Kälte, Hunger und Durst. Ihre Wache, von der sie beständig gehöhnt wurden, warf ihnen durch ein Loch ein Stückchen Brot zu. Theodor staunte, dass sie nicht vor Hunger und Elend starben, und schrieb die Erhaltung ihres Lebens nur der göttlichen Barmherzigkeit zu. Auch da wurde noch einmal einer von seinen Briefen abgefangen; und der Statthalter des Morgenlandes erhielt Befehl, ihn deshalb streng zu züchtigen. Dem zufolge wurde dann Nikolaus, der den Brief geschrieben hatte, grausam mit Ruten gestrichen. Nach diesem gab man auch dem heiligen Theodor hundert Streiche, und fuhr dann wieder an Nikolaus fort. Die zwei Diener Gottes blieben halbtot auf der Erde liegen. Doch Nikolaus, seine eigene Not vergessend, eilt, so gut er kann, seinem Lehrer zu Hilfe, der ganz besinnungslos war, und verband, als er wieder zu sich kam, dessen Wunden. Theodor wurde vom Fieber befallen, und litt drei Monate lang große Schmerzen. Ehe er aber noch ganz hergestellt war, musste er mit seinem Schüler nach Smyrna wandern. Den Tag brachten sie auf der Reise und die Nacht im Gefängnis zu. Der Erzbischof von Smyrna, ein rasender Bilderstürmer, hielt Theodor 18 Monate lang in einem unterirdischen Gefängnis eingeschlossen, und ließ ihm hundert Streiche geben. Als man den Heiligen aus seinem Kerker hervorzog, um ihn nach Konstantinopel zu führen, scheute sich sein Verfolger nicht zu sagen, er wünsche, der Kaiser lasse ihm den Kopf abschlagen, oder wenigstens die Zunge aus dem Hals schneiden. In demselben Jahr endete aber mit dem Tod ihres Urhebers auch die Verfolgung der Rechtgläubigen.
Michael, Befehlshaber einer Heeresabteilung, die Verbündeten genannt, wurde auf Befehl des Kaisers, gegen den er sich verschworen hatte, ins Gefängnis geworfen, und zum Tod verurteilt. Auf die Vorstellungen der Kaiserin wurde aber, aus Ehrfurcht vor dem hochheiligen Weihnachtsfest, die Vollstreckung des Urteils einen Tag verschoben. Während dieser Zwischenzeit erregten Michaels Mitschuldige einen Aufruhr, und ermordeten den Kaiser selbst in der Christnacht. Seine Familie wurde verwiesen, und Michael aus dem Gefängnis auf den kaiserlichen Thron erhoben. Er stammte aus Phrygien, und erhielt den Beinamen: der Stammler, weil er eine schwere Zunge hatte. Er war in einer gewissen Sekte erzogen worden, die eine Mischung von Judentum und mehreren Irrlehren war. Diese Sekte beobachtete die meisten mosaischen Gesetze; hatte aber statt der Beschneidung die Taufe eingeführt. Ihre Anhänger leugneten die Auferstehung der Toten, und behaupteten, die Unzucht sei erlaubt. Michael verachtete die Wissenschaften, und hatte keine höheren Kenntnisse als sie die letzte Menschenklasse hat. Anfangs heuchelte er eine große Mäßigung gegen die Katholiken; bald aber zeigte er sich in seiner wahren Gestalt, und wurde einer ihrer heftigsten Verfolger. Beim Antritt seiner Regierung rief er die Verbannten zurück, unter anderen auch den heiligen Theodor, der seit sieben Jahren in grauenvollen Kerkern schmachtete. Der Diener Gottes bezeugte dem Kaiser seinen Dank für seine Befreiung, und ermahnte ihn zugleich zur Einigkeit mit der Kirche von Rom, der ersten der Kirchen, und mit den Patriarchen. Auf seiner Rückkehr nach Rom empfing man ihn überall mit großen Ehrenbezeigungen, und er wirkte mehrere Wunder.
Der neue Kaiser erklärte sich inzwischen aber auch gegen die Heiligenbilder, und kündigte an, dass er in Konstantinopel keine dulden werde. Theodor machte ihm hierüber Gegenvorstellungen; da diese aber keine Wirkung hervorbrachten, verließ er die Stadt, und zog sich mit seinen Jüngern auf die Halbinsel St. Tryphon zurück. Zu Anfang November befiel ihn da eine Krankheit, wodurch er sich jedoch nicht abhalten ließ, am vierten Tag, der ein Sonntag war, in die Kirche zu gehen, und das heilige Opfer darzubringen. Das Übel vermehrte sich mit jedem Tag, und er war bald nicht mehr imstande, vernehmlich zu sprechen. Dessen ungeachtet gab er noch seine letzte Willensmeinung, in Gegenwart vieler Bischöfe und anderer frommen Personen, die ihn besuchten, zu Papier. Sein Testament enthielt vortreffliche Lehren für seine Ordensbrüder. Er empfahl ihnen, alle ihre Pflichten mit Eifer zu erfüllen, kein Eigentum zu besitzen, die Sorge für das Zeitliche Verwaltern zu überlassen, die Rechnung darüber abzulegen hätten, und sich nur mit dem Seelenheil zu beschäftigen; am Tisch jede ausgesuchte Speise, selbst bei Besuchen von Fremden, zu vermeiden; kein Geld im Kloster zu halten, und allen Überfluss den Armen zu geben; allzeit zu Fuß zu gehen, und bei großen Reisen sich nur eines Esels zu bedienen; die Klostertür niemals Frauen zu öffnen, und mit keiner Frau, es sei denn in Gegenwart zweier Zeugen, zu sprechen; drei Mal in der Woche geistliche Unterredungen zu halten; kein Geschäft zu behandeln ohne den Rat der Obern, usw. Solche Regeln beobachteten die Klostergenossenschaften des Orients, die man ausführlicher im großen Katechismus des Heiligen behandelt finden kann.
Als Theodor sein Ende herannahen fühlte, verlangte er, dass man ihm die Kirchengebete vorlese, und empfing die letzte Ölung und die heilige Wegzehrung. Hierauf zündete man Kerzen an, und die Brüder begannen, im Kreis um ihren Abt stehend, die Sterbegebete zu verrichten. Sie beteten eben den 118. Psalm, als der Heilige verschied, im 68. Jahr seines Alters. Er starb am 11. November 826, auf der Halbinsel St. Tryphon, an der Küste von Bithynien bei Konstantinopel. Die Lateiner verlegten sein Fest auf den folgenden Tag. 18 Jahre nach seinem Tod versetzte man seinen Leib in das Kloster Studium.