Theodotus war aus Ancyra, der Hauptstadt Galiciens, und hatte seine Erziehung einer gottseligen Jungfrau, namens Tekusa, zu verdanken. Nachdem er in den Ehestand getreten war, errichtete er eine Schenke und fing an, Wein zu verkaufen. Der Gefahren ungeachtet, denen man bei einem solchen Geschäft sich ausgesetzt findet, blieb er immer gerecht, mäßig und eifrig in Ausübung der Christenpflichten. Fasten, Beten und Almosengeben war seine Wonne. Er war aber nicht nur Helfer der Armen, sondern er brachte auch Sünder zur Buße und ermutigte sogar mehrere Gläubige zur Erduldung des Martertodes. Gott schenkte ihm die Wundergabe, und man liest in seinen Akten, dass er Kranke heilte, indem er über ihnen betete oder sie mit seiner Hand berührte. So lebte er in Ausübung heiliger Werke, bis im Jahr 303 unter den Kaisern Diocletian und Maximian die bekannte furchtbare Christenverfolgung ausbrach. Theodotus ließ sich dadurch nicht Schrecken, weil er stets wie ein Mensch gelebt hatte, der sich bereitet, sein Blut für Christus zu vergießen. Während viele Gläubige ihr Heil in der Flucht suchten, blieb er in Ancyra, stand den Bekennern in den Gefängnissen bei und begrub die Leichname der Martyrer, obgleich dieses bei Todesstrafe verboten war. Der Statthalter hatte befohlen, alle Lebensmittel, bevor sie auf dem Markt feilgeboten würden, den Götzen zu opfern, und so mussten die Christen entweder Hungers sterben oder von dem, den Götzen geweihten, Brot und Fleisch essen. Theodotus hatte sich glücklicher Weise mit einem großen Vorrat von Getreide versehen, das nicht durch die gottesschänderischen Zeremonien der Heiden befleckt war. Er verkaufte es ohne Gewinn an seine Glaubensgenossen und verschaffte ihnen dadurch Lebensmittel, die sie genießen konnten, ohne ihr Gewissen zu verletzen. Auf diese Weise wurde die Schenke Theodot´s in eine Zufluchtsstätte für die Christen umgewandelt und in einen Ort des Gebetes, wo sich die Gläubigen versammelten, um den wahren Gott zu verehren. Da fanden zugleich die Kranken Verpflegung, die Fremden eine sichere Herberge. Die Furcht, entdeckt zu werden, hielt den Heiligen nicht ab, bei jeder Gelegenheit seinen Eifer für die Ehre Gottes an den Tag zu legen.
Einige Stunden von Ancyra stand eine Burg, Malus genannt. Theodotus kam aus besonderer Fügung der Vorsehung gerade in dem Augenblick dorthin, als man die Überreste des Körpers des heiligen Martyrers Valens, der zum Feuertod verurteilt worden war, in den Fluss Halys werfen wollte. Er hatte das Glück, sich diese kostbaren Reliquien zu verschaffen, und nahm sie mit, um sie an einen sicheren Ort zu verwahren. Während seiner Abwesenheit von Ancyra hatte der Statthalter sieben Jungfrauen des Glaubens wegen verhaften lassen, unter denen sich auch jene Tekusa befand, die an unserem Heiligen Mutterstelle vertreten hatte. Man trieb mit den Dienerinnen Gottes den schändlichsten Mutwillen und führte sie zu dem Teich der Diana hinaus, wo sie ganz entblößt den schamlosen Augen des Pöbels preisgegeben wurden. Als Theodotus nach seiner Rückkehr davon hörte, schloss er sich mit einigen anderen Christen in einem der Patriarchenkirche nahe gelegenen Haus ein und flehte auf den Knien unablässig zu Gott, dass er die Jungfrauen siegreich aus allen Prüfungen hervorgehen lassen möge. Gegen Mittag kam die Nachricht, dass die Martyrinnen standhaft ausgehalten hätten und im Teich ertränkt worden seien. Daraufhin warf sich Theodotus von Neuem auf die Knie und dankte dem Himmel mit lauter Stimme für die Erhörung seines Gebetes. Am anderen Tag abends ging er mit Polybius und Theocharides zum Teich, und es gelang ihm mit Hilfe eines furchtbaren Ungewitters, das die Wache von ihrem Rundgang abhielt, die heiligen Leiber aus dem Wasser zu ziehen, worauf er sie bei der Kirche der Patriarchen beerdigte. Während dieser Handlung hörte er vom Himmel eine Stimme, die ihm zurief: „Sei guten Mutes, Theodotus! Der Herr hat deinen Namen unter die Martyrer geschrieben!“
Am folgenden Tag geriet die ganze Stadt in Bewegung bei der Kunde, man habe die Leichname der sieben Jungfrauen entwendet. Wo ein Christ sich zeigte, wurde er verhaftet und auf die Folter gelegt. Als Theodotus erfuhr, dass so viele Unschuldige dieser Tat wegen der Marter ausgesetzt seien, trat er selber vor den Statthalter und gab sich als den Urheber an. Theoktenes, so hieß der Statthalter, versprach ihn straflos zu halten, wenn er Christus entsagen würde. Der Heilige aber erhob in seiner Antwort die Größe, Herrlichkeit und Macht Jesu und zeigte zugleich das Gottlose und Abgeschmackte des Götzendienstes, indem er die schändlichen Laster, die den Göttern von den Dichtern und Geschichtsschreibern beigelegt werden, genau aufzählte. Hierüber gerieten die Heiden in schreckliche Wut, und die Priesterinnen der Diana, die eben beim Statthalter sich befanden, wurden in eine solche Raserei versetzt, dass sie sich die Haare ausrauften, ihre Kleider zerrissen und ihre Kronen, die sie auf dem Haupt trugen, zu Boden warfen und in Stücke zertraten, mit heiseren Stimmen Gerechtigkeit gegen den Feind der Götter fordernd.
Theodotus wurde nun auf die Folter gespannt und die anwesenden Heiden drängten sich herbei, ihn zu peinigen, um so ihren Eifer für ihre Götzen an den Tag zu legen. Einer löste den anderen ab. Sie zerrissen seinen Leib mit eisernen Krallen, gossen Weinessig über die Wunden und hielten brennende Fackeln an dieselben. Als der Martyrer einmal das Gesicht ein wenig vom Dampf des schmorenden Fleisches abwendete, rief ihm der Statthalter zu: „Ist das der Mut, dessen du dich zuvor gerühmt hast?“ Der Heilige erwiderte: „Du irrst dich sehr, wenn du meine Bewegung der Feigherzigkeit zuschreibst. Erfinde neue Martern, damit du siehst, welche Kraft Jesus denen einflößt, die für ihn leiden. Erkenne, dass, wer von der Gnade des Erlösers aufrecht erhalten wird, über alle Gewalt der Menschen erhaben ist.“ Der ergrimmte Statthalter ließ ihm jetzt die Zähne mit Steinen einschlagen; der Martyrer aber sagte: „Du kannst mir auch noch die Zunge abschneiden lassen; Gott hört selbst das Stillschweigen seiner Diener.“ Daraufhin wurde er in das Gefängnis zurückgebracht. Als er über den Platz ging, deutete er auf seinen ganz zerfleischten Leib, sagend: „Es ist billig, dass man solche Opfer dem Heiland bringe, der zuerst für uns gelitten hat?“
Fünf Tage danach ließ ihn der Statthalter wieder vor sich führen. Man spannte ihn erneut auf die Folter und öffnete alle seine Wunden. Dann legte man ihn auf die Erde, welche ganz mit glühenden Ziegelstücken bedeckt war. Aber auch diese furchtbare Pein konnte die Standhaftigkeit des Heiligen nicht erschüttern. Der Statthalter, beschämt, dass er mit all seinen Marterwerkzeugen gegen den Diener Christi nichts vermöge, befahl endlich, ihm den Kopf abzuschlagen. Auf dem Weg zur Richtstätte wendete sich Theodotus an die Christen, die ihn begleiteten, und sprach: „Weint nicht über meinen Tod, sondern preist vielmehr den Herrn, der mich zu einer glücklichen Vollendung meiner Laufbahn geführt und mir den Sieg über den Feind verliehen hat. Wenn ich droben bin bei ihm, werde ich mich vertrauensvoll an ihn wenden und für euch bitten.“ Nachdem er dieses gesagt, empfing er mit Freuden den Todesstreich. Sein Leichnam sollte verbrannt werden, aber den Scheiterhaufen umgab plötzlich ein so blendendes Licht, dass niemand ihm zu nahen getraute, um ihn anzuzünden. Da ließ der Statthalter die Überreste des Martyrers von Soldaten umstellen. Gott aber fügte es, dass in der Nacht ein frommer Priester, namens Fronto, vorüber kam und die Wächter vom Wein berauscht und schlafend fand. Also gleich belud er den Esel, den er bei sich hatte, mit dem heiligen Leib und entführte ihn zu der Burg Malus, wo man in der Folge Theodotus zu Ehren eine Kirche baute.