In jenen jammervollen Zeiten, wo der grausame Kaiser Decius die christliche Religion und ihre Bekenner wütend verfolgte und sie ganz von der Erde zu tilgen suchte, standen drei Männer von hohem Ansehen auf und kämpften gegen dieses schreckliche Unternehmen. Sie nannten sich Leucius, Thyrsus und Kallinikus und waren in Bithynien geboren. Damals kam von Nikomedia der heidnische Richter Cumbricius nach Cäsarea, wo schon so viele Christen für ihren Glauben ihr Blut vergossen hatten und stellte auf öffentlichen Plätzen die Götzenbilder auf, um die Gläubigen entweder durch Versprechungen oder Drohungen zum Abfall zu zwingen. Aus Furcht vor Todesqualen und ausgesuchten Martern wankten schon viele Bekenner in ihrer Standhaftigkeit, als sich Leucius, ein weiser und hochgeachteter Mann, durch die Menge der Anwesenden drängte und den Richter so anredete: „Wie ist es möglich, Cumbricius, dass du nicht nur allein zu deiner ewigen Verdammung, sondern auch zum Verderben so vieler unschuldigen Seelen verlangen kannst, dass steinernen und hölzernen Bildern Opfer gebracht werden, die nur dem wahren Gott gebühren? Komm zurück von deiner Verblendung, öffne deine Augen der Wahrheit, erkenne den einzigen Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat!“
Über diese Worte ergrimmte der Heide und befahl, den Frevler so lange zu schlagen, bis er den Göttern opfern würde. Aber der heilige Martyrer flohlockte während seines Leidens, bekannte laut und standhaft den Namen Jesus und so wurde er halbtot auf den Richtplatz geschleppt und enthauptet. Auf dem Rückweg begegnete Thyrsus, ein angesehener Magistratsrat, dem Cumbricius, schimpfte ihn einen Mörder treuer und redlicher Bürger und fragte ihn, welche Verbrechen Leucius und die übrigen begangen hätten, dass sie wie die schändlichsten Missetäter hingerichtet werden? Ihm antwortete der Richter, dass er vom Kaiser die strengsten Befehle habe, alle Christen mit Feuer und Schwert zu verfolgen. „Nun so vollziehe“, sprach Thyrsus, „diesen Befehl auch an mir; denn auch ich bin ein Christ!“ Sogleich ließ ihn der Richter auf die Erde werfen, ihm die Haut von Händen und Füssen reißen, die Augenwimpern herausschneiden und seine Augen durchstechen. Der Martyrer litt diese Qualen mit freudiger Standhaftigkeit und erregte dadurch so sehr den Zorn des Cumbricius, dass er ihm siedendes Blei in den Mund und in die Ohren gießen und, als ihn dieses nicht verletzte, in das Gefängnis werfen ließ. Da fiel Thyrsus auf seine Knie und weil er noch nicht getauft war, flehte er zu Gott, dass er ihn vor seinem Todeskampf noch würdigen wolle, die heilige Taufe zu empfangen. Mitten in der Nacht öffnete der Engel Gottes die Tür des Kerkers und der Gefangene eilte zu dem Bischof Phileas von Cäsarea, der ihm die heilige Taufe erteilte und ihn so sehr im Glauben stärkte, dass er aus Sehnsucht nach dem Martertod freiwillig wieder in sein Gefängnis zurückkehrte.
Unterdessen erbat sich ein persischer Graf, Sylvanus mit Namen, ein blutdürstiges Ungeheuer, vom Kaiser die Erlaubnis, den Thyrsus durch die ausgesuchtesten Peinen zur Verleugnung seines Glaubens zwingen zu dürfen, und als als er die erhalten hatte, wurde der Martyrer nach Nicäa geführt und dem Sylvanus übergeben, der alle seine Beredsamkeit anwendete, ihn zum Götzenopfer zu bewegen. Thyrsus schien einzuwilligen und er wurde in den Tempel des Apollo gebracht, wo alles zu einem feierlichen Opfer bereitet war. Vor der Bildsäule des Götzen flehte der Heilige zu seinem Gott und sie stürzte in Trümmern zu Boden und die Heiden flohen bestürzt und unter lautem Geheule aus dem Tempel. Vor Scham und Wut sich seiner nicht mehr mächtig, ließ Sylvanus den Christen auf eine Folter werfen, seinen Körper mit Messern zerfleischen und ihn zuletzt mit dem Kopf in ein Gefäß voll siedenden Wassers stürzen, das aber zersprang und ihn nicht verletzte. Nun wurde er den wilden Tieren preisgegeben und als ihn diese nicht berührten, schrie Kallinikus, der Oberste der Götzendiener laut auf: „Groß und mächtig ist der Gott der Christen!“ und warf seine Priesterkleidung von sich und bekannte Jesus als den wahren Gott. Er wurde auf der Stelle enthauptet und Thyrsus zur schrecklichen Pein verurteilt, dass sein Körper sollte von oben bis unten entzwei gesägt werden. Die Henker konnten aber diese Strafe an ihm nicht vollziehen, denn aller Anstrengungen ungeachtet blieben ihre Arme wie gelähmt. Mehrere Heiden bekehrten sich bei diesem Wunder zum Christentum und der heilige Martyrer dankte freudig Gott und betete: „In deine Hände, o Jesus, empfehle ich nun meinen Geist“, und starb am 28. Januar im Jahr 254.