Der Name dieses heiligen Mannes ist unzertrennlich mit dem der alten Handelsstadt Augsburg verknüpft, deren Oberhirte er durch 50 Jahre gewesen ist.
Seine Eltern waren Graf Upald und Tietburga, die Tochter des Herzogs von Schwaben. In der ältesten Lebensbeschreibung des Heiligen vom Dompropst Gerhard heißt es: „Als die Eltern erwogen, wo am schönsten Tugend und Wissenschaft vereint seien, da sandten sie ihren Sohn zum heiligen Gallus“, das heißt, zu dem von diesem Heiligen um 612 gegründeten und nach ihm benannten Benediktinerkloster St. Gallen. Dort weilte um das Jahr 907 der etwa siebzehnjährige Graf Ulrich und eignete sich unter hervorragenden Lehrern die geistlichen Wissenschaften an sowie Musik und Baukunst.
Als der junge Mann über seinen Beruf im unklaren war, ob er nicht das schwarze Kleid seiner Lehrer wählen sollte, wurde ihm nach alter Überlieferung Licht durch die von Gott begnadete Jungfrau Wiborada, die damals als Einsiedlerin bei St. Gallen lebte; sie sagte ihm, „dass er einst fern im Osten, wo der Fluss zwei Länder scheidet, als Bischof für Gott streiten werde; mehr als irgend einer seiner Vorgänger werde er von Heiden und Christen zu leiden haben; aber zuletzt mit Gottes Hilfe glorreich triumphieren“. Wiborada wurde 925 von den Ungarn erschlagen und im Jahr 1047 von Papst Klemens II. als Märtyrin heiliggesprochen. Stets bewahrte Ulrich dankbare Liebe und Verehrung gegen seine Lehrer und lebte, obwohl nicht selbst Benediktiner, bis zum Tod allzeit treu nach der Weise des heiligen Ordensstifters; auch als Bischof trug er das Ordenskleid.
Ulrich zog von St. Gallen nach Augsburg, wo sein Oheim Adalbero, Graf von Dillingen, seit zwanzig Jahren Bischof war. Dieser übertrug dem tüchtigen jungen Neffen die Vermögensverwaltung der Diözese und führte ihn nach und nach in die einzelnen Zweige der bischöflichen Regierung ein.
Aber schon nach einem Jahr zog es Ulrich nach Rom zum Grab der Apostelfürsten. Aus dem Mund des Heiligen Vaters musste er von dem plötzlichen Tod des Oheims Adalbero hören. Als der Papst ihm die Verwaltung des Bistums anbot, hielt sich der Neunzehnjährige für zu jung und kehrte in seine Heimat zurück, um sich nach dem Tod seines Vaters der Verwaltung seiner großen Familiengüter durch 14 Jahre zu widmen.
Da im Jahr 923 der Bischof Hiltin von Augsburg starb, begehrten Klerus und Volk einmütig Ulrich zu ihrem Oberhirten. König Heinrich I. war damit gerne einverstanden. Am Fest der Unschuldigen Kinder wurde Ulrich zum Bischof geweiht.
Bald entfaltete er eine rastlose, segensreiche Tätigkeit. Durch oftmalige Visitationen seines Sprengels, durch Versammlungen der Priester und Gerichte über Fehlende sorgte er für den guten Geist des Klerus, dem er durch Frömmigkeit, Einfachheit der Lebensweise und Seeleneifer voranleuchtete. Den Mönchen blieb er freundlich; beim Volk wirkte er als Prediger durch seine ergreifende Beredsamkeit. Sein Verhältnis zu den Gläubigen trug ein väterliches Gepräge. War er auf seinen Firmungsreisen in einem Ort angekommen, so berief er eine Versammlung des ganzen Volkes. Die Vertrauensmänner und Ältesten mussten in seine Hand den Eid leisten, ihn genau über den Zustand der Gemeinde zu unterrichten. Hatten sie ihren Bericht abgefasst und Vorschläge zur Verbesserung gemacht, so prüfte er sie und trug ihnen die Durchführung auf.
Der Erbauung und Ausstattung der Kirchen widmete der Bischof seine besondere Sorge. So stellte er den abgebrannten Dom von Augsburg wieder her, erneuerte und erweiterte die durch die Ungarn zerstörte Afrakirche und errichtete auf dem Domhof die Johanneskirche. Er weihte viele Kirchen ein, stiftete mehrere Klöster und förderte das Chorgebet und kirchliche Feierlichkeiten auf jede Weise.
Der Bischof war in jener Zeit zugleich Reichsfürst. Den daraus entspringenden Regentenpflichten kam der Heilige gewissenhaft nach. In den Kämpfen und Wirren der Zeit stand er als treuer Vasall stets zu seinem König, besonders zu Otto I. (936-973). Da damals häufige Einfälle der Ungarn geschahen, die alles zerstörten und mordeten, so ließ er seine Bischofsstadt mit einer Steinmauer umgeben. Im Jahr 955 ermutigte er die Bürgerschaft zur standhaften Verteidigung gegen die Ungarn, die die Stadt eingeschlossen hatten; zu ihrer Besiegung durch Kaiser Otto am 10. August auf dem Lechfeld bei Augsburg hat er wesentlich beigetragen, wenngleich er an der Schlacht selbst nicht teilnahm. Stets war er bemüht, die Wunden, die der Krieg geschlagen hat, zu heilen, die Not zu lindern, Armen und Verlassenen nach Kräften zu helfen.
Mehrmals pilgerte Ulrich nach Rom „zu den Schwellen der Apostel“ und bewies in allem eine echt kirchliche Gesinnung. In St. Gallen, Reichenau, Einsiedeln und anderen Brennpunkten des religiösen Lebens war er oft zu Gast. Mit den heiligen Bischöfen Wolfgang von Regensburg (+ 997), Konrad von Konstanz (+ 976), Starchand von Eichstätt (+ 966) und vielen anderen einflussreichen und frommen Männern des zehnten Jahrhunderts stand er in freundschaftlichen Beziehungen.
Rastlos beschäftigt und dennoch stets heiter, streng gegen sich, aber herzlich und liebevoll gegen andere, hingezogen zu Gebet und Psalmengesang, aber auch ein Mann mit wahrem Seelsorgerherzen, geschmückt mit Mitra und Stab, aber auch tüchtig als Reichsfürst und Regent, hatte Ullrich es jederzeit verstanden, sich das Vertrauen und die Liebe der Menschen zu sichern. Dennoch blieb ihm auch manch harter Schlag, der sein empfindsames Gemüt verletzte, nicht erspart.
So schied er, ein würdiger Nachfolger der Apostel, hochbetagt, am Freitag dem 4. Juli 973 sanft aus diesem Leben. Sein Freund, der heilige Wolfgang, sprach die letzten Gebete über der offenen Gruft von St. Afra, wo man Ulrich nach seinem Wunsch bestattete.
Die Verehrung des Heimgegangenen verbreitete sich bald über weite Gebiete und wurde von Gott mit vielen Wundern belohnt. Im Jahr 993 begab sich Ulrichs dritter Nachfolger, Lindolf, zur Lateransynode nach Rom. Er berichtete Papst Johannes XV. und der Versammlung der Bischöfe vom Leben des Verstorbenen und den Wundern, die auf seine Anrufung hin geschahen. Ulrich wurde infolgedessen am 3. Februar 993 unter die Zahl der Heiligen aufgenommen; es war der erste feierliche Spruch, durch den das Oberhaupt der Gesamtkirche einem ihrer Kinder nach Prüfung seines Lebens und seiner Wunder die Ehre der Altäre zuerkannte, ein Markstein in der Geschichte der Heiligenverehrung, die bis dahin mehr der Obsorge der einzelnen Bischöfe überlassen war.
Stadt und Bistum Augsburg wählten ihn zu ihrem Schutzherrn. Seine Grabkapelle wurde prächtig ausgeschmückt. Als im Jahr 1183 die alte Kirche einer Feuersbrunst zum Opfer gefallen war, trug Kaiser Friedrich Barbarossa mit drei Bischöfen die Reliquien des Heiligen in das neue Gotteshaus, wo sie bis zum heutigen Tag hochverehrt werden, besonders am 4. Juli, seinem Fest. Zahlreiche Wallfahrer kommen aus dem Schwäbischen und Bayrischen zum Grab des Heiligen. Mit ihnen vereinen wir uns im Geist und bitten den Heiligen, dass er unseren Ländern den heiligen katholischen Glauben bewahre.