Nachdem König Clodoväus in jener merkwürdigen Schlacht bei Zülpich am Rhein im Jahr 496 die Heere der Sueven und Alemannen besiegt hatte, entschloss er sich, den christlichen Glauben anzunehmen und begab sich auf seiner Rückreise nach Toul, wo ein heiliger Priester, Vedastus mit Namen, unter Gebet und himmlischen Betrachtungen ein einsames Leben führte. Bei seinem Eintritt in dessen Zelle sprach der König: „Lange schon hat mich meine fromme Gemahlin Clotilde unter Tränen beschworen, an den wahren Gott zu glauben, der ein allmächtiger Schöpfer und Gebieter Himmels und der Erde ist, und ich Tor weigerte mich, ihre Bitte zu erfüllen, und opferte den ohnmächtigen Göttern des Heidentums. Aber während der Schlacht, als meine Soldaten schon zerstreut die Flucht ergriffen, flehte ich zu dem Gott der Christen und machte das Gelübde, wenn ich siegen würde, mich nicht nur allein taufen zu lassen, sondern auch das Christentum in meinem ganzen Reich einzuführen. Bald darauf sammelte sich mein Kriegsheer wieder um mich, ich drang in die Feinde und siegte. Und nun, heiliger Mann, unterrichte mich während der Reise an mein Hoflager in den Lehren deines Glaubens, damit ich die Taufe zur Vergebung meiner Sünden empfangen möge.“ Freudig begleitete der heilige Vedastus den heilsbegierigen König und gab ihm Unterricht in den Glaubenswahrheiten, die auf sein unverdorbenes Herz umso mehr Eindruck machten, da er sie durch ein Wunder bekräftigte. Denn auf dem Weg begegnete ihnen ein blinder Mann, der unter Tränen und Heulen den Priester um Hilfe bat. Das ganze Gefolge des Königs, das aus Heiden bestand, war äußerst begierig auf den Ausgang dieses Ereignisses und der Heilige, der hier die schönste Gelegenheit sah, die Götzendiener von der Macht des wahren, lebendigen Gottes zu überzeugen, sprach im Vertrauen auf Gott: „Zeige, o Jesus, deine Gewalt, damit diese Unglücklichen aus ihrem Verderben gerettet werden!“ Bei diesen Worten machte er das heilige Kreuz über den Blinden, der sogleich geheilt wurde und freudig den Namen Jesus bekannte. Voll des sehnlichsten Verlangens, ein Christ zu werden, eilte nun der König zu dem heiligen Bischof Remigius, wo er und alle Großen und Mächtigen seines Reiches die heilige Taufe erhielten.
Der heilige Vedastus begab sich wieder in seine Einsamkeit zurück, die er aber im Jahr 500 verlassen musste, denn der heilige Remigius ernannte ihn zum Bischof von Arras und erteilte ihm selbst die bischöfliche Weihe. Bei seinem Einzug in die Stadt, wo noch viele Heiden lebten, saßen am Tor noch zwei unglückliche Männer, der eine von Geburt blind und der andere lahm an Händen und Füssen und baten ihn um ein Almosen. Da sprach der Heilige zu ihnen: „Gold und Silber besitze ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich euch: Steht auf im Namen Jesus des Gekreuzigten und dankt ihm eure Heilung!“ Dieses Wunder erfüllte die Heiden mit Staunen und Bewunderung und alle bekehrten sich zum Glauben an den wahren Gott. Die neue Christengemeinde unterstützte ihren Oberhirten mit so reichlichen Gaben, dass er in seinem Bistum die herrlichsten Gotteshäuser erbauen und alle Arme und Bedrängte versorgen konnte. Er selbst lebte als Bischof in der größten Armut, Abtötung und Demut und arbeitete rastlos an dem Seelenheil seiner ihm anvertrauten Herde. Über dreißig Jahre lang stand er als ein wahrer Apostel seinem Bistum vor und am Ende seines Lebens war dort keine Spur eines Götzendienstes mehr zu finden; denn das heilige Kreuz, das er allenthalben gepredigt und aufgepflanzt hatte, prangte siegreich auf allen Tempeln und Häusern. Beweint wie ein zärtlicher Vater von seinen dankbaren Kindern, wurde sein Leichnam in der Domkirche zu Arras beerdigt, wo ihn Gott mit unzähligen Wundern verherrlichte.
Arras – Cathédrale Notre-Dame-et-Saint-Vaast