Die heilige Viktoria wurde von ihren Eltern in der christlichen Religion erzogen und fasste den Entschluss, sich in unversehrter Keuschheit allein dem Herrn zu widmen und nie einen anderen Bräutigam als Jesus zu wählen. Gott hatte großes Wohlgefallen an ihrem frommen Lebenswandel und begnadete sie mit der Gabe der Wunder, infolgedessen sich viele Jungfrauen um sie sammelten, um von ihr die Wege des Heils kennen zu lernen. Da geschah es, dass ein Heide mit Namen Eugenius, angezogen von ihrer blühenden Schönheit, um ihre Hand warb. Als er aber nicht zum Ziel gelangen konnte, klagte er voll der Rachgier sie bei dem Richter des christlichen Glaubens an. Der versuchte umsonst alle Mittel, um sie dahin zu bringen, dass sie den Götzen opfere und Eugenius heirate. Fortwährend standhaft abgewiesen ließ er ihr schließlich mit einem Schwert das Herz durchbohren. Viktorias Martertod fällt in das Jahr 250, da der berüchtigte Christenschlächter Kaiser Decius regierte.
Aus anderer Quelle:
Viktoria, eine edle Tochter Roms, zart und schön an Leibesgestalt, aber zugleich auch ebenso edel und gottesfürchtig in Gesinnung und Wandel, wurde von ihren Eltern einem edlen Jüngling derselben Vaterstadt und gleichen Ranges, Eugen mit Namen, versprochen, der zwar noch ein Heide, jedoch rechtschaffener Aufführung war; weshalb Viktoria um so weniger ein Bedenken trug, dem Willen der Eltern zu folgen, weil die schöne Hoffnung vorhanden war, den Gespons für Christus zu gewinnen. Um diese Zeit bewarb sich auch Aurelius, ein edler Römer, in derselben Absicht um Anatolia, einer Jungfrau gleichen Adels, die aber wegen des Gelübdes der Jungfrauschaft dessen Hand geradezu ausschlug. Anatolia war eine Freundin der Viktoria. Diese wurde nun ersucht, bei Anatolia für Aurelius das Wort zu sprechen. Sie tat solches, weil sie glaubte, ein Werk der Freundschaft und Liebe auszuüben. Anatolia, fest entschlossen, eine Jungfrau zu bleiben, weil sie, durch Erleuchtung von oben, die Vorzüge der Jungfrauschaft wie auch die ihr verheißene Gnade erkannte, tat ihr Herz weit auf, und sprach in begeisternder Lobrede von der Würde und Vortrefflichkeit derselben zu einer innigeren Liebe Gottes, und setzte diese Worte bei: Nimmer soll das Wort der Schrift: "Wachset und mehrt euch; und erfüllt den Erdkreis," bei der Bevölkerung der Welt so streng genommen werden; wohl aber dagegen die Worte des Herrn: "Wachset im Glauben, mehret die Werke der Liebe Gottes und des Nächsten, und füllet den Himmel an." Rede, Beispiel und Gottes Gnade trafen das Herz der Viktoria, sie schloss sich als Jungfrau an Anatolia an, legte allen Schmuck ab, gab reichliches Almosen, und verzichtete auf den Ehestand. Eugenius, im Geist entrüstet, klagte die ihm Verlobte beim Stadtvogt über Untreue, Verschwendung und über ihr christliches Bekenntnis an. Alsbald wurde Viktoria gerufen, dem Brautwerber übergeben, und dann auf sein Landgut verbannt, wo sie hart und schmählich gehalten, mit Hunger gepeinigt wurde, und endlich, weil sie auf ihrem Vorsatz unerschütterlich beharrte, durch einen Dolchstich unter des Decius Verfolgung im Jahr 253 ihren Geist aufgab. Ihr Andenken wird am 23. Dezember gefeiert.