Heiliger Marinus, heiliger Zimius und  heiliger Vimius, Mönche, Einsiedler, Glaubensboten im Altmühltal, + 1153 und 1155 – Fest: 12. Juni

 

Im schönen Altmühltal, bei dem Städtchen Dietfurt in der Oberpfalz, liegt das anmutige Dörfchen Griesstetten, klein zwar, aber weithin bekannt durch seine schöne Wallfahrtskirche mit ihrem kostbaren Heiligtum. Sie enthält nämlich die Reliquien dreier Heiligen, die hier freiwillig in der Fremde, oder wie man sich damals ausdrückte, im „Elend“, in freiwilliger Verbannung lebten. „Elende“ (althochdeutsch alilanti) bedeutet also so viel wie fremdländische Heilige.

 

Mehrere Jahrhunderte hindurch ist auf der grünen „Insel der Heiligen“, in Irland, wie auch in Schottland und England ein eigenartiger Zug zu beobachten, ein religiöser Wandertrieb, der diese frommen Gottsucher Haus, Familie und Vaterland verlassen ließ, um Christus nachzufolgen, der unsertwillen auch ein Fremdling geworden ist au dieser tränenreichen Erde. Ganz der Ewigkeit lebend, besuchten sie meist die heiligen Stätten in Rom und Palästina und ließen sich dann irgendwo in einsamer (Man nannte solche Einsiedler auch „fälige“ = einsame Heilige.) Waldgegend nieder, wo sie dann durch Wort und Beispiel der Nachbarschaft oder einem weiteren Landstrich zum Segen wurden. Solcher Art waren unter vielen anderen auch unsere drei elenden Heiligen. Nach einer aus alten Urkunden vom Schottenkloster St. Jakob in Regensburg aufgezeichneten Überlieferung sind die zwei schottischen Benediktiner und Pilger Zimius, der Priester war, und Vimius, ein Laienbruder, auf ihrer Wallfahrt durch Bayern nach Griesstetten gekommen. Sie übernachteten in einer Waldhütte oder Höhle in der Nähe der Altmühl. Im Traum glaubten beide die Mahnung zu vernehmen, an dieser Stelle zu bleiben. Sie gefiel ihnen auch ganz gut und zu alledem hörten sie, dass der Platz ohnehin den Schotten in Regensburg gehöre, also ihren Landsleuten, die auf gleiche Weise nach Deutschland herübergekommen waren und sich ums Jahr 1075 eine klösterliche Niederlassung in Regensburg gegründet hatten. Dorthin wendeten sie sich nun und holten sich vom Abt Demetrius, dem zweiten Schottenabt jenes Klosters, die Erlaubnis, an dem erwählten Ort an der Altmühl sich niederlassen zu dürfen. Hier begannen sie ums Jahr 1140 ihr Einsiedlerleben.

 

Der damalige Prior des Schottenklosters zu Regensburg, Pater Marinus, kam öfters in die neue Klause heraus, um sich nach seinen Brüdern umzusehen. Diese waren ja vom selben Orden und hatten sich offenbar in gewisser Art dem Regensburger Kloster, dessen Grund sie bewohnten und bebauten, unterstellt. Ein echter Mönch will doch immer unter dem Gehorsam leben. Dem Marinus gefiel es aber bei Zimius und Vimius so gut, dass er beschloss, sich ihnen zuzugesellen. Die Erlaubnis wurde ihm zuteil und so führten denn nun alle drei miteinander ein klösterliches heiligmäßiges Leben, ein Leben der Selbstheiligung, des Gebetes und der Arbeit. Ihre alte Lebensbeschreibung im Schottenarchiv zu Regensburg fasst ihr Lob in den einzigen Satz zusammen: „Sie lebten als wahre Benediktinermönche“. Das ist wohl wenig, was uns von ihrer Tätigkeit aufgeschrieben ist, und doch ist es viel, sehr viel.

 

Ein Freund der Benediktinermönche sagt von diesen Männern: „Seht doch jene wunderbare Schar von Aposteln, Bekennern, Lehrern und Blutzeugen, die, aus der Klostereinsamkeit hervorgehend, die christliche Familie in ganz einziger Weise begründet, gefestigt und erweitert haben! Dem Apostolischen Stuhl schenkten sie die berühmtesten Päpste (im Ganzen vierzig), den Kirchen die heiligen Bischöfe (mehr als fünftausend), den Fürsten die weisesten Ratgeber. Den Gläubigen aber wurden sie die fruchtbarsten Erzieher, Hirten, Friedensstifter und Fürsprecher, ja um alles mit einem Wort zu sagen, den wiedergeborenen Gotteskindern wurden sie Väter, Väter voll Zärtlichkeit und treuer Liebe. Wer kann je würdig loben diese aus dem Heiligen Geist geborene zahlreiche Familie der Mönche, die dem himmlischen Bräutigam eine solche Fülle von Tugendfrüchten eintrug, eine solche Menge von Seelen gewann? Solcher Art waren in kleinem Kreis auch die drei sonst ja wenig bekannten Griesstetter Fremdlinge. Als wahre Ordensmänner suchten sie zuerst das Reich Gottes für sich. Sie wollten ihre Seelen vervollkommnen und ungeteilt Gottes Herrschaft unterwerfen. Ist doch der Ordensstand der Stand der nach Vollkommenheit pflichtgemäß strebenden Christen. Gottes Verherrlichung steht ihm obenan. Diese förderten sie durch Darbringung des heiligen Opfers und durch eifriges Gebet. Die aufgehende Sonne traf unsere heiligen Einsiedler auf den Knien; mit den heißeren Sonnenstrahlen stieg auch die Glut ihrer Andacht. Hatte sich der Tag zu Ende geneigt, so suchte ihre Seele Ruhe in der Vereinigung mit Gott, und zogen die Sterne funkelnd auf am nächtlichen Himmel, dann sandten auch die Beter oft noch ihre Seufzer empor nach dem himmlischen Vaterland, das ja einzig das Ziel ihrer Wünsche war.

 

Dazwischen pflegten die „Elenden“ mit allem Fleiß die Arbeit und zwar schwere körperliche Arbeit. Sie führten den Pflug und schafften die Arbeit der Knechte. Der nahe „Ansiedelhof“, wie er noch jetzt heißt, ist der Beweis, dass in die Anstrengungen, die es gekostet hat, fruchtbare, gut bebaute Fluren zu schaffen, ihr Schweiß und Mühen sich gemischt haben. Die Lebensbeschreiber unserer tätigen fremden Mönche heben hervor, dass sie Kinder angesehener und vornehmer Leute ihres Landes gewesen seien. Nicht die Not hat sie zur Auswanderung gezwungen. Sie hätten zu Hause Gelegenheit gehabt, Vergnügen und die Bequemlichkeiten der Welt zu genießen. Was sie trieb, die schwere Arbeit mit dem armen Volk zu teilen, das war die innige Liebe zum Heiland, der ja auch für unser Heil so mühevoll gearbeitet hat, das war der lebendige Glaube, dass Gott, der seinen Engel gesendet, um den blutigen Schweiß von der Stirn des Erlösers zu trocknen, auch ihnen seinen Engel senden werde, um die Schweißtropfen ihrer Stirn zu zählen und die Seufzer aufzunehmen, die aus ihrer Brust kamen, wenn sie unter der freiwillig, aus Liebe zu Gott übernommenen Tageslast ermüdeten. Marinus, Zimius und Vimius zählen nicht zu den Aposteln und Glaubensboten unseres Landes, was sie aber brachten und predigten, war das Evangelium der Tat. Durch ihr anregendes Beispiel, ihren Opfersinn, ihr heiliges Gebets- und Arbeitsleben wurden sie die Wohltäter und Kulturträger des Altmühlgrundes. Die Liebe und Verehrung des dankbaren Volkes folgte ihnen denn auch schon bei Lebzeiten und noch mehr nach ihrem Tod als Lohn ihrer gesegneten Tätigkeit.

 

Prior Marinus starb ums Jahr 1153. Der Schottenabt Christian III. ließ ein Jahr darauf oberhalb der Einsiedelei zu Ehren des heiligen Bischofs Martinus ein Kirchlein bauen und darin den Leichnam des seligen Marinus beisetzen. Die beiden Genossen Zimius und Vimius folgten bald im Tod nach, 1155, und fanden ebenfalls im neuen Gotteshaus ihre Begräbnisstätte.

 

Im Jahr 1689 wurden die heiligen Leiber von Albert Ernst Graf Wartenberg, Weihbischof von Regensburg, erhoben und in die Mauer hinter dem Hochaltar eingeschlossen, so dass sie nun der Verehrung der Gläubigen auf eine würdigere Weise offenstanden. Aus jener Zeit berichtet der genannte Weihbischof zwei wunderbare Heilungen, eine an einem Mann, der seit drei Jahren ganz zusammengezogene Glieder hatte, die andere von der Prinzessin Violenta, der Schwester des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern. Sie hatte ein unheilbares Geschwür an der Wange und war von den Ärzten aufgegeben worden. Auf ein Gelübde hin, das ihre Mutter Adelheid machte, genas sie durch die Fürbitte der drei elenden Heiligen ohne alle natürliche Mittel. Nachdem noch von den Schotten in Regensburg 1747 eine neue größere Kirche, die jetzige, erbaut worden war, ging man 1847 daran, die Reliquien der drei Heiligen neu zu fassen. Eine langjährige Untersuchung in Regensburg und Rom über die Erlaubtheit ihrer öffentlichen Verehrung kam zu einem günstigen Abschluss. Die endliche Übertragung der Reliquien von Dietfurt nach der neuen Kirche in Griesstetten am 2. Juli 1862 wurde auf die feierlichste Weise unter Anteilnahme einer unübersehbaren Menschenmenge begangen. Die Seelsorge in Griesstetten besorgen jetzt die Franziskaner von Dietfurt, die das Erbe der drei heiligen Schotteneinsiedler würdig fortsetzen und sich auch um die Förderung ihrer Verehrung große Verdienste erwarben.

 

Gebet und Arbeit sind fester Stab und starke Stütze für jeglichen Pilger auf der mühereichen Reise ins himmlische Vaterland.