Als der heilige Bischof Rupert von Worms dem Ruf des Herzogs Theodo von Bayern folgte und dort das Bistum Salzburg gründete, sah er bald ein, dass er allein die seelsorglichen Arbeiten in dem weitausgedehnten Bistum nicht bewältigen könne. Deshalb reiste er nach Worms zurück und erwählte aus der dortigen Missionsanstalt zwölf tüchtige und seeleneifrige Mitarbeiter, die er nach Bayern mitnahm. Unter diesen apostolischen Männern zeichneten sich drei durch außerordentliche Heiligkeit und segensreiche Erfolge vor den übrigen aus, nämlich die heiligen Priester Kislar, Kuniald und Vitalis. Die beiden ersten predigten das Evangelium an der Donau und drangen bis nach Wien vor. Ihre heiligen Reliquien ruhen neben denen ihres geliebten Bischofs Rupert im Dom zu Salzburg. Ihr Gedächtnis wird am 24. September gefeiert.
Der berühmteste Begleiter des heiligen Rupert war der heilige Vitalis. Als Rupert von seinen Missionsreisen müde und lebenssatt zurückkehrte und den Rest seines tatenreichen Lebens auf die würdige Vorbereitung zu einem seligen Tod verwenden wollte, übertrug er die bischöfliche Würde seinem würdigsten und geliebtesten Schüler, dem frommen und eifrigen Vitalis.
Der neue Bischof von Salzburg hatte einen schweren Stand, denn die barbarischen Hunnen und Slaven drangen von Osten her sengend und plündernd durch die Täler der Donau, Mur und Enns bis nach Salzburg und ließen Ruinen und Jammer hinter sich zurück. Vitalis scheute sich nicht, mit apostolischem Freimut den heidnischen Barbaren das Evangelium des Friedens und der Liebe zu verkünden, und es gelang ihm mit göttlicher Hilfe, einen Teil von ihnen zu bekehren, die sich dann häuslich niederließen und Christengemeinden bildeten. Nach dem Abzug der Slaven stellte er die zerstörte Maximilianszelle wieder her, wirkte mit dem segensreichsten Erfolg im Pinzgau und drang über die Salzach weiter vor nach Tirol und Bayern bis zum Bodensee. Überall streute er den Samen des Evangeliums eifrig aus und sein abgetötetes Leben, sein tugendreiches Beispiel unterstützte mächtig sein begeistertes Wort, so dass sich viele Heiden taufen ließen und viele laue Christen zum freudigen Bekenntnis ihres Glaubens und zu frommen Übungen wieder angeregt wurden. Wo Unfriede und Zwietracht lange Zeit geherrscht hatte, stellte er die Eintracht leicht wieder her, so dass sich die verhärtetsten Herzen erweichten und langjährige Feinde sich die Hand zur Versöhnung reichten.
Außer dieser Gabe der Friedensstiftung wird unter seinen Tugenden besonders die engelreine Keuschheit gerühmt. Die Legende erzählt, nach seinem Tod, der am 20. Oktober um das Jahr 730 erfolgte, sei eine Lilie aus seinem Herzen entsprossen und blühend durch den Deckel seines steinernen Sarges gedrungen. Das gläubige Volk erkannte in diesem Wunder ein göttliches Zeichen für die lilienreine Unschuld des Heiligen.
Im Jahr 1628 nahm Papst Urban VIII. den hochverdienten Bischof Vitalis unter die Zahl der Heiligen auf. Er wird besonders verehrt und gefeiert als „Apostel der Pinzgauer“.