Symbolbild Allerheiligen
In den stolzen Zeiten des Rittertums war es Sitte, dass jeder Ritter eine Dame sich erkor, in deren Dienst oder zu deren Preis er alle seine Taten vollbrachte. War bei manchem dieser Frauendienst nicht weit weg von Sünde, so fanden andere ihr Frauenideal nur in der höchsten Blüte ihres Geschlechtes, in Maria. Solch ein echter Ritter Unserer Lieben Frau war der selige Walter von Birbeke (Birbeek, Birbach, heute Bierbeek in Brabant).
Sein ganzes Leben war ein Minnedienst, seiner himmlischen Königin geweiht. Als er noch mit Leib und Seele des edlen Waffenhandwerkes nachging, ehrte er Maria schon durch Fasten und Almosen und durch fleißigen Besuch der heiligen Messe. Sein Zeitgenosse und späterer Mitbruder im Orden, Cäsarius von Heisterbach, dem wir die näheren Nachrichten über unseren Seligen verdanken, weiß da manch sinnige Geschichte zu erzählen. Einst ritt Walter zu einem Turnier aus, aber zuvor meinte er zu seinen Gefährten, sie wollten doch erst eine heilige Messe zu Ehren Unserer Lieben Frau lesen lassen und hören. Die achteten nicht auf seine Rede, sondern ritten weiter ihres Wegs. Walter aber verrichtete seine Andacht. Gerade als er seine Genossen wieder einholte, begegnete ihnen ein Ritter, der vom Fest kam. „Hat das Turnier schon begonnen?“ fragte Walter. „Ja.“ „Wer hält sich denn am tapfersten?“ „Herr Walter von Birbeke ist in aller Mund.“ Herr Walter schüttelte den Kopf – andere, die ihnen begegneten, sagten das Gleiche. Am Schluss des Turniers stellten sich gar einige Ritter bei Walter als Gefangene, der nichts von ihnen wissen wollte: „Ich habe euch ja gar nicht gefangen!“ „O doch!“ erhielt er zur Antwort. „Wir haben Euch unseren Handschlag gegeben, wir haben Eure Waffen mit unseren Augen gesehen, Eure Stimme mit unseren Ohren gehört.“ Nun erkannte der fromme Rittersmann, dass Maria selbst an seiner Stelle turnierte, während er ihr zu Ehren die Messe gehört hatte.
Ein andermal fand ein Priester, gerade als er den Kelch bei der heiligen Wandlung erheben wollte, ein goldenes Kreuzlein darunter mit einem Zettel: „Bring dieses Kreuz von mir, der Mutter Christi, meinem Freund, dem Ritter Walter von Birbach.“ So werden noch mehrere auffallende Gunstbezeigungen erzählt, wodurch Maria den Dienst ihres treuen Knappen erwiderte und seine Liebe noch mehr entflammte.
Schließlich genügte es Walter nicht mehr, Maria bloß in der Welt zu dienen, er wollte ihr zu Liebe alles verlassen. Und da er hörte, dass der Zisterzienserorden ganz besonders der seligsten Jungfrau geweiht sei, nahm er das Ordenskleid in Himmerod, einem Kloster in der Eifel. Seine Andacht zur Himmelskönigin steigerte sich jetzt womöglich noch. Was ihm nur an Gebeten und Psalmen und Liedern zu ihrer Ehre unter die Hand kam, das lernte er auswendig und wurde nicht müde, es immer und immer wieder zu beten. Den ganzen Tag weilten seine Gedanken bei den Geheimnissen des Lebens und Leidens Christi und seiner heiligsten Mutter. Auch für die Tischzeit, wo er die Lesung oft nicht verstand, hatte er sich Betrachtungen darüber zurecht gelegt und oft gaben reichliche Tränen Zeugnis von seiner innigsten Anteilnahme. Von äußeren Zeremonien war er sonst kein großer Freund. Er pflegte beim Gebet aufrecht zu stehen oder gerade zu knien und die Augen zum Himmel zu erheben. Und wie sein Beten war auch sein ganzes Wesen von großer Demut und Einfachheit. Wenn es dem Mitbruder zum Heil war, bekannte er ungescheut seine eigenen Schwächen. Als der erwähnte Cäsarius einst eine Auseinandersetzung mit ihm hatte, zog Walter ihn auf die Seite und sagte ihm bloß: „Ich leide ja auch große Versuchungen an meinem Fleisch.“
Wie das Leben war auch der Tod des seligen Walters der eines treuen Dieners Mariä. Die Gottesmutter selbst erschien ihm vor seinem Hinscheiden und holte ihn ab in die Freuden der ewigen Heimat (am 22. Januar 1220).
„Maria zu lieben ist allzeit mein Sinn;
In Freuden und Leiden ihr Diener ich bin.“
„Sei bei mir im Tode, dann reich mir die Hand –
Und zieh mich nach oben ins himmlische Land!“
Abtei Himmerod