Heiliger Wilfried der Jüngere, Erzbischof und Bekenner von York in England, + 24.4.745 – Fest: 24. April

 

Auf den 24. April setzen manche Ordner der Heiligengeschichten auch das Fest des heiligen Erzbischofs Win- (oder Wil-) fried. Aus seinen verschiedenen Erlebnissen und Begegnungen verdient folgender Bericht hervorgehoben zu werden.

 

Auf seiner Rückreise von Rom wurde der heilige Wilfried, Erzbischof von York, noch ehe er die Grenzen Englands erreichte, plötzlich von einer Krankheit befallen, die so zunahm und so schmerzlich wurde, dass er sich nicht mehr zu Pferde halten konnte, sondern im Bett liegend von Männern getragen werden musste. So brachte man ihn bis Melda, einer Stadt in Frankreich. Daselbst lag er vier Tage und Nächte einem Toten ähnlich, ohne Speise und Trank, sprach- und regungslos, nur der ganz leichte Atemzug ließ bemerken, dass ihm das Leben noch nicht gänzlich verlassen hat. Am fünften Tag endlich, als die Seinen mit jedem Augenblick sein Verscheiden befürchteten, öffnete er auf einmal die Augen, wie aus einem tiefen Schlaf erwachend, richtete sich auf und sah die Brüder an, die an seinem Lager beteten und weinten, und nachdem er tief aufgeatmet hatte, fragte er nach dem Priester Acca. Als Acca sogleich gerufen wurde, und er sah, dass der heilige Erzbischof sich besser befinde und reden könne, warf er sich auf die Knie nieder und dankte Gott mit allen anwesenden Brüdern. Nachdem sie eine kleine Weile mit Furcht und Zittern von den Gerichten Gottes gesprochen, hieß Wilfried die Brüder ihn mit Acca allein zu lassen, und nachdem sie sich entfernt hatten, erzählte er ihm seinem vertrauten Freund die Ursache seiner Befreiung vom nahen Tod und seiner plötzlichen Genesung. Als er nämlich so in seinem mehrtägigen Todeskampf dalag, sah er auf einmal den heiligen Erzengel Michael vor sich stehen, der ihn also anredete: „Wilfried, würdiger Mitgenosse des Himmels, was liegst du da? Stehe auf! Denn obgleich du schon unter die Himmelsbürger gezählt wirst, so sollst du doch wegen der Gebete deiner Söhne noch nicht sterben, vorzüglich durch die Verdienste und durch die Vermittlung der seligsten Gottesgebärerin und immerwährenden Jungfrau Maria. Sie hat nämlich für dich gebeten, weil du ihr wohlgefällige Werke geübt hast, die sie gar wohl kennt. Um dessen willen wirst du nun zwar im Leben erhalten, aber halte dich bereit, nach vier Jahren werde ich wieder zu dir kommen und dich besuchen. Nach deiner Ankunft im Vaterland wird man dir den größten Teil der Besitzungen, die man dir entrissen hat, wieder zurückstellen und dich deine noch übrigen Tage in Ruhe verleben lassen.“ Hierauf verschwand die Erscheinung, und Wilfried fühlte Gesundheit und neues Leben in seinen Körper zurückkehren. Acca verpflichtete er aufs Heiligste, nie, solange er noch am Leben wäre, irgend einem Menschen etwas von dieser Erscheinung zu entdecken. Die Reise nach England wurde nun fortgesetzt, und alles traf ein, wie es ihm in seinem Gesicht angekündigt worden war. Als er gegen Ende des vierten Jahres neuerdings von einer Krankheit befallen wurde, und die Seinen trauernd und weinend an seinem Lager standen, richtete er sich noch einmal auf und sprach unter anderem: „Geliebte Brüder, haltet nicht länger meine scheidende Seele von ihrem Heimgang auf. Ihr habt mich schon einmal, als ich dem Tod nahe war, ins Leben zurückgerufen. Aber nun Brüder, lasst es gut sein. Es ist mir besser, die Last des Fleisches abzulegen und dem Lamm Gottes zu folgen.“ Und so gab er in Friede und Freude den Geist auf, und Acca konnte nun zum Preis Gottes und Mariens den weinenden Brüdern erzählen, was ihm vor vier Jahren ihr gemeinschaftlicher Vater mitgeteilt hatte.