Mehrere der Briten, die nach Gallien überschifften, um sich der Wut der Angelsachsen zu entziehen, wurden durch ihre Drangsale zur Verachtung des Irdischen und zum Streben nach dem Himmlischen hingezogen. Die Bretagne, wo sich viele ausgewanderte Briten niedergelassen hatten, brachte daher einige Jahrhunderte hindurch viele Heilige hervor. Aus einer dieser britischen Familien stammte Winok, der ein Sohn des Königs Howel III. und Bruder der Könige Salomon und Judoc war. Aus seinem Beispiel ersieht man, wie wichtig und wirksam eine christliche Erziehung ist.
In Gesellschaft drei edler junger Männer, die mit ihm einerlei Sinnes waren, machte er mehrere Pilgerreisen, und besuchte zu St. Omer das Kloster Sithiu, das später unter dem Namen St. Bertin bekannt wurde. Der Andachtseifer der dortigen Ordensmänner machte einen so tiefen Eindruck auf sie, dass sie sich in ihre Genossenschaft aufnehmen ließen. Die Namen der drei Gefährten des Heiligen waren Quadenok, Ingenok und Madok.
So zahlreich auch die Genossenschaft war, bemerkte man doch an Winok ein besonderes Streben nach Vollkommenheit. Einige Zeit nach seiner Aufnahme schickte der heilige Bertin, der Abt von Sithiu, vier britische Ordensmänner aus, eine fromme Kolonie in den Sümpfen der Meeresküste zu begründen. Herrmann, ein flamändischer Edelmann, schenkte ihnen einen Landstrich, Wormhouth genannt, worüber die Urkunden immer sorgfältig erhalten wurden. Der neuen Genossenschaft stand Winok vor. Nachdem er mit den Brüdern die Zellen und die Kirche erbaut hatte, gründete er auch ein Spital für die Armen, und so brachten sie dann ihr Leben im Dienst Gottes und ihres Nächsten zu.
Winoks Kloster wurde sehr zahlreich und verbreitete weit umher den Ruf der Heiligkeit. Der hohe Ruf, in dem der Abt stand, wurde durch Wunder, die Gott durch ihn wirkte, noch vermehrt. Er war der demütigste der Brüder, und man hätte ihn für ihren Diener halten können. Seine größte und liebste Beschäftigung war die Kranken im Spital zu verpflegen. Selbst in seinem hohen Alter unterzog er sich den mühevollsten und erniedrigendsten Arbeiten. Sein glühendes Verlangen mit Jesus zu sein, wurde endlich am 6. November 717 erfüllt. Seine sterbliche Hülle setzte man in der Klosterkirche bei.
Als im folgenden Jahrhundert die dänischen Seeräuber an Flanderns Küsten landeten, wurden die Reliquien des Heiligen nach Sithiu gebracht. Im Jahr 920 ließ Graf Balduin der Kahle das Schloss Berg erbauen und befestigen, um seine Staaten gegen die Einfälle der Barbaren zu verteidigen. Neun Jahre danach stiftete er daselbst ein Benediktinerkloster unter der Anrufung des heiligen Martin und des heiligen Winok, wohin auch die Reliquien unseres Heiligen gebracht wurden. Die Güter des Klosters Wormhouth, die in der Nähe lagen, wurden mit dem von Berg vereinigt; und diese Stadt erhielt den Namen Berg-St.-Winok (Das Kloster Wormhouth wurde 880 von den Normannen zerstört. Später wurde auf dessen Stätte ein kleines von der Abtei Berg abhängiges Priorat errichtet).