Heiliger Zyrillus, Bischof und Martyrer von Gortyna auf Kreta, + 9.7.250 - Fest: 9. Juli

 

Baronius hat bei Anführung dieses Heiligen in seinem Marterbuch eine rühmliche Bemerkung über die standhafte Rechtgläubigkeit der Christen auf der Insel Kreta aufgenommen, die einst von Martyrus, dem Bischof zu Gortyna, mit Zustimmung der übrigen Geistlichkeit an den Kaiser Leo den Großen in einem Schreiben gemacht wurde, dass nämlich Kreta niemals von irgend einer Ketzerei angesteckt worden sei und dass dieser besondere Schutz Gottes auch dem besonderen Gebet für die Reinheit des Glaubens von zehn Blutzeugen zur Zeit der Verfolgung zugeschrieben werde.

 

Von diesem Zyrillus weiß man aus seiner Jugendgeschichte einen besonderen Zug seines frommen, gläubigen, zu allem Guten bereitwilligen Charakters, dass er überall den frommen Dienern Gottes nachfolgte, um von ihnen entweder ein heilsames Wort zu hören oder ein gutes Beispiel zu sehen. So wenig ein solcher Religionseifer verborgen bleiben konnte, ebenso wenig konnte er ohne die schönsten Früchte und unbelohnt bleiben. In der Zeit nach seiner Jugend wurde Zyrillus unter die Geistlichkeit aufgenommen und ihm schließlich sogar das Oberhirtenamt übertragen, weil jedermann das Wachstum geistlicher Vollkommenheit an ihm wahrnehmen konnte. Dieses Amt bekleidete er in aller Treue durch ein halbes Jahrhundert.

 

Einfältig im Glauben, demütig in Liebe trug er die Lehre Jesu vor in Wort und Tat, weil er nichts anderes wusste und nichts anderes wissen wollte, wie der Apostel Paulus, als Jesus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Heiden eine Torheit, den Gläubigen aber aus allen Völkern die Kraft Gottes zur Seligkeit. Und er sah die Früchte seines heiligen Hirtenamtes in der Glaubenserleuchtung seiner ihm Anvertrauten, in der Bekehrung vieler Heiden und vieler durch Irrtum und Sünde verlorenen Namenchristen.

 

Schließlich wurde Zyrillus als ein Greis von 84 Jahren unter dem Kaiser Dezius vom Befehlshaber Luzius herbeigeschleppt und zum Götzenopfer aufgefordert. Kurz und kräftig wies der Heilige dieses Ansinnen zurück mit dem Ausspruch Gottes: „Wer Götzen und nicht dem lebendigen Gott Opfer darbringt, der soll aus meinem Volk vertilgt werden.“ Luzius erwiderte: „Ehre doch dein hohes Alter und opfere den Göttern!“ Der Greis antwortete hindeutend auf die Lebenskraft des Glaubens, die durch keine Zeit altert, und den gläubigen Greis um so mehr stärken muss, je näher er dem Ziel ist: „Ich bin nicht alt, denn der Herr sagt: deine Jugend soll wie jene des Adlers erneuert werden. Was du mir aber zumutest, das darf ich nicht tun.“ Der Richter forderte ihn mit Schmeichelei auf: „Verlasse deinen Wahn, opfere den Göttern, und lebe ein frohes Alter! Denn ich höre, du seist ein verständiger und kluger Mann; darum wende deine Klugheit und Gelehrtheit zu deinem Vorteil an.“ Der Heilige antwortete: „Würde ich wohl weise handeln, wenn ich andere über Torheit belehrte, und nun selbst als Tor befunden würde? Nein, ich werde erst dadurch von meiner Klugheit eine Probe geben und mir zum Besten raten, wenn ich (wie einst Eleazarus) den Gegenwärtigen durch mein Beispiel die wahre Weisheit erprobe.“ Aufgebracht, dass sein Wort an den Greis nichts vermöge, vielmehr ihm selbst nur zur Beschämung, den Zuhörern aber zur Erkenntnis der Wahrheit diene, sprach Luzius das Todesurteil über ihn aus: „Wir befehlen, Zyrillus der Wahnsinnige soll als Zerstörer des Götterdienstes lebendig verbrannt werden.“

 

Freudig im Herrn vernahm der Heilige das Todesurteil, ging lobpreisend der Todesqual entgegen, und wurde auf den Holzstoß hingeworfen. Eine Menge Zuschauer drängte sich hinzu, einige wegen des Spektakels, einige um die heiligen Reste aufzuheben; alle aber harrten des Ausgangs. Das Feuer verzehrte seine Nahrung, nur nicht das Opfer, wegen dessen es angezündet worden war. Denn siehe! Der Zeuge des Glaubens saß unverletzt auf der verglimmenden Glut, die Hände zum Himmel ausstreckend. Staunen ergriff alle ob dem Wunder, heilige Ehrfurcht durchschauerte sie gegen den Heiligen, und was Gottes Absicht ist bei allen Wundern ging in Erfüllung, denn viele glaubten dem Zeugnis, das Gott für seinen Diener abgelegt hatte. Auch dem Richter kam das Wunder zu Ohren. Zur Probe ließ er sich den Heiligen vorführen, fand ihn unverletzt, lobte den Christengott und ließ ihn heimgehen.

 

Alles freute sich des so wunderbar geretteten und wiedergeschenkten Bischofs. Alles drängte sich zu ihm hin, warf sich vor ihm nieder, und auch Heiden riefen voll Verwunderung aus: wir glauben an den Gott, der dich gerettet hat. Nur der so glorreich gerettete Diener Gottes seufzte: „Ach, dass ich nicht würdig erfunden worden bin, für meinen Erlöser zu sterben!“ Er fuhr aber fort seines Amtes zu walten, nahm zärtlich auf, wer immer zu ihm kam, verkündete die Botschaft des Heils, unterrichtete im Glauben, taufte die Neubekehrten, ermunterte zur Glaubenstreue, zur Gottseligkeit hinweisend auf die große Macht Gottes im Retten, im Belohnen und Strafen.

 

Die zunehmende Verehrung des Heiligen wurde aber eine offenkundige immer größere Beschämung des Befehlshabers, der, wie es der beleidigte Stolz tut, sich selber Vorwürfe machte: „Warum habe ich meine Macht nicht gebraucht, warum habe ich ihn leben lassen?“ und befahl den Heiligen durch das Schwert hinzurichten; und so erhielt der treue Diener Gottes das Ziel seiner Wünsche.